Freitag, 24. Mai 2013

Route de Montagne



Route de Montagne la France



Start am Rasthof Ville.





Es ist der 21.04.2013. 
Start zu einer neuen unbekannten Tour.
Nach dem Frühstück und Abschied von den Lieben geht es um 9:30 Uhr los zum Treffpunkt auf dem Rasthof „Ville“ an der A61.


Ich bin um 10:00 Uhr vor Ort, Hans kommt 20 Minuten später ebenfalls an. Begrüßung, tanken und einen Kaffee vor der gemeinsamen Reise.
Bei Schleiden verlassen wir die Autobahn für den Rest der Tour.
Die verzwickte Technik spielt uns alsbald den ersten Streich. Das Navi leitet uns anders als ich es geplant habe, hatte die Zwischenziele wohl zu weit gefasst. Neue Eingabe und dann geht es über Dahnen, das uns von vielen Eifeltouren bekannt ist, nach Dasburg, Diekirch und Saeul in Luxemburg nach Arlon in Belgien.
Der erste Kontakt mit der französischen Sprache haben wir in einem Kaffee. Wir schaffen es Kuchen und Kaffee zu bekommen. Deux Cafe´ au lait avec deux Croisant, s´íl vous plait.
Weiter über Mount´ St. Michel geht es nach Frankreich. Über Longwi, Verdun nach Toul. Dort werden ein paar Fotos von der Mosel, die hier Moselle heißt, und der Kathedrale geschossen. Die Stadt Toul liegt im Nordosten Frankreichs, am westlichsten Punkt der Mosel.


Toul

Die Mosel


Es ist 17:00 Uhr, auf meine Frage ob wir uns ein Hotel suchen sollen sagt Hans: “Komm, wir fahren noch eine Stunde“. Ich staune immer wieder, man muß bedenken Hans hat heute schon 200km mehr gefahren als ich.
Hinter Toul mach mein Navi wieder was es will. Es bringt uns auf die N57 und es geht flott voran. Bis ich bemerke, dass wir weit von der Route abgekommen sind, liegt Epinal als nächste Stadt auf dem Weg. Für eine Korrektur ist es jetzt zu spät.


In Epinal überqueren wir die Mosel und das erste Hotel wird angesteuert, ein „Ibis-Hotel“. Mir graut schon vor der Unterhaltung mit der Rezeptionistin, denn ich hatte in den 70ern meine negativen Erfahrung mit der Bereitwilligkeit der Franzosen sich einer Fremdsprache zu befleißigen gemacht, aber das Gegenteil ist der Fall. Englisch ist die Sprache der Wahl und für französische Verhältnisse kommen wir für moderate 64 Euro ohne Probleme zu unserer ersten Schlafstatt auf französischem Boden.

Chateau Epinal



Epinal an der Mosel

Épinal ist die Hauptstadt des französischen Départements Vosges in der Region Lothringen.
Zum Tagesabschluss noch ein kleiner Bummel durch Epinal an der Mosel entlang und abschließend einer Einkehr in eine kleine Pizzeria. Das Essen ist sehr lecker und preiswert. Mit einem Gläschen Bier lassen wir den Tag ausklingen.


Am heutigen Tag habe ich 513km gefahren. Man bedenke, dass Hans mit seinen 75 Jahren heute 713 Kilometer gefahren ist.

 
22.04.2013 Tag 2
Auf das Frühstück im Ibis-Hotel wird nach dem Studium des Angebots und der Preise verzichtet. Zügig verlassen wir Epinal. Auf einer Tankstelle nehmen wir zum verspäteten Frühstück ein Baguette und ein Cafe´ au lait. Preiswerter als im Hotel ist es hier aber auch nicht.


Auf der N57 geht es weiter Richtung Süden. Hinter Vesoul mahnt uns die Tankanzeige zur Aufnahme von Benzin. Das Rotlicht der Reserveleuchte leitet uns auf die nächste Tankstelle auf unserem Weg. Dort muss ich feststellen, dass es hier nur Benzin in Verbindung mit der Kreditkarte vom Automaten gibt. Das ist mir zu kompliziert und unsicher, also weiter. Ich fahr an die Strasse um mich in den Verkehr der N57 einzufädeln, noch mal nach rechts und links geschaut, von links kommt noch ein Auto und ich bleib noch stehen, denn ich will eine Lücke in der wir beide einfädeln können, rumms! Ich mache eine Rolle vom Motorrad und liege in der Ausfahrt der Tankstelle.


Hans ist mir auf´s Motorrad gefahren. Hans dachte, ich wäre schon vor dem Auto auf die Straße gefahren und ist losgefahren, aber ich stand noch in der Ausfahrt.
Ich stehe auf und klopfe mir den Staub aus den Klamotten. Das Motorrad aufrichten und den Schaden begutachten. Den rechten Koffer hat es in Mitleidenschaft gezogen, ein paar Halterungen sind ausgerissen. Gepäck ausladen und mit viel biegen, zerren und klopfen kann ich die Plastikteile dazu bewegen so gut wie möglich ihren angestammten Platz wieder einzunehmen. Von weitem sieht man fast nichts mehr. Das Gepäck wieder einladen und der Weg kann fortgesetzt werden.

Shit happens.





Wir fahren durch landwirtschaftliches Gebiet über die 474 nach Dole. Wir sind wieder auf der geplanten Route. Nächstes Ziel ist Bourg-en-Bresse.


Wir kommen nach Pesmes an der Ognon. Pesmes ist eine Gemeinde im französischen Département Haute-Saône in der Region Franche-Comté.Pesmes liegt auf einer Höhe von 200 m über dem Meeresspiegel, etwa 38 km westlich der Stadt Besançon (Luftlinie). Es befindet sich im Mittelpunkt des Städtevierecks Besançon, Dole, Dijon und Gray. Bei der Einfahrt in den Ort hat man augenblicklich das Gefühl im Mittelalter gelandet zu sein, man erwartet förmlich Fuhrwerke und Rittersleute zu Pferd und in Rüstung. Ein kleiner Spaziergang im Ort führt uns hinauf zum Schloss. Es steht auf einem felsigen Vorsprung über dem Nordufer des Ognon. Seine Ursprünge gehen auf das 10. Jahrhundert zurück. Der heutige massive Bau stammt überwiegend aus dem 16. und 18. Jahrhundert.
Pesmes

Sehr mittelalterlich.




Vom Schaden fast nichts zu sehen.


In Bourg-en-Bresse machen wir an einer kleinen Bar halt. Zwei Kaffee bestellt und Sandwich mit Käse und Schinken, geht schon ganz gut, trotz meiner unterbelichteten französisch Kenntnisse. Als das Sandwich kommt staune ich nicht schlecht. Ich hatte mit einem Toastsandwich englischer Art gerechnet, aber was da auf den Tisch kommt ist ein halbes Baguette der Metersorte.
Da mein TomTom-Navi auf dem die Gesamtroute gespeichert ist, bestimmt wieder sein Eigenleben entwickelt und uns durch Lyon führen wird, was ich unbedingt vermeiden will, gibt Hans in sein „Garmin“ Valence als nächstes Ziel ein.
Die Ansagerin in dem Navi leitet uns über kleinste, aber gute Straßen, durch wunderbare Landschaften. Die Temperaturen sind mittlerweile auch ganz angenehm und in der letzten Stunde vor Valence kommt sogar die Sonne zum Vorschein, was will man mehr.

Valence


Bei Valence führt uns die Straße an der Rhone entlang. Kurz vor dem Zentrum von Valence kommen wir zu einem „Etap“-Hotel in dem wir unser Glück für unsere zweite Übernachtung ein Bett zu bekommen versuchen. Diesmal buchen wir das Frühstück mit. Der Preis ist mit 52 Euro p./P. moderat.
Der telefonische Kontakt mit Moni kommt leider nicht zustande, es geht keiner ran. Also raus aus den Motorradklamotten und ins „Zivil“, wir wollen in die Stadt was essen, denn der Magen will auch sein Recht und meldet sich.
Valence ist die Hauptstadt des französischen Départements Drôme. Die Stadt gilt als nördliches Tor zur Provence.
Nach einer kleinen Runde durch die Innenstadt kehren wir ein. In einem kleinen italienisch angehauchtem Bistro gibt es Schnitzel und Steak, beides keine Offenbarung.
Nach der Rückkehr klappt der telefonische Tagesbericht an Monika doch noch.
Heutige Tagesetappe 498 Kilometer.

 
23.04.2013 Tag 3
Der Tag fängt gut an, die Sonne scheint. Die Temperaturen sind zwar immer noch bei eher kälteren einstelligen Graden, aber es sieht schon viel freundlicher aus.


Heute wollen wir die Ardeche erreichen und erkunden. Zuerst führt uns der Weg an der Rhone entlang bis Pont St. Martin und von da in das Ardeche-Gebiet.
Wir besuchen eine Tropfsteinhöhle bei Ornac. Als wir gegen Mittag dort ankommen steht die Sonne hoch und es wird warm.

viel altes Gemäuer...



....und sonstiges altes.


Das Tal der Ardeche


Ankunft an der Tropfsteinhöhle


Aven d’Orgnac ist eine Tropfsteinhöhle in der Nähe des Dorfes Orgnac-l’Aven, zwischen dem Tal der Ardèche und der Kleinstadt Barjac, in den südfranzösischen Cevennen.
Der „Große Saal“ hat eine Dimension von 125 m Länge auf 90 m Breite, bei einer Höhe von rund 30 m. Jährlich besuchen etwa 140.000 Besucher die Höhle. Der Lehrpfad ist etwa 5 km lang.
Wir haben Glück und können uns sofort an eine in diesem Moment beginnende Führung anschließen, sonst müssten wir eine Stunde warten.



Viele Stufen führen hinab.

Der Höhlenbesuch führt uns 120 Meter unter die Erde. Dort empfängt uns eine ganz eigene Welt, eine Welt der Stalagmiten und Stalaktiten. Dort gestalten die Betreiber eine tolle Show mit Gesangsdarbietung wie in einer Oper, incl. einem Licht- und Soundspektakel. Die Temperaturen sind der Motorradkleidung angepasst bei ca. 9°Grad.
Es ist schon eindrucksvoll was die Natur so hervor bringt.

Knochen


Orginalzugang in 30m Höhe







Der Weg aus der Unterwelt gestaltet sich etwas komfortabler als der Einstieg. Keine Treppe führt uns ans Tageslicht sondern ein Aufzug.
Auf dem Parkplatz angekommen muss ich mir erst einmal das Futter aus der Jacke knöpfen, es ist warm.
Die nun folgende Strecke ist spektakulär. Die Streckenansagerin aus dem „Garmin“ von Hans führt uns auf ein nicht geplantes Terrain mit schmalen Straßen, engen Kurven und Ziegen auf der Fahrbahn. Wir überqueren auch unseren ersten Pass mit 713m, dem später noch ein anderer mit 1250m Höhe folgt. Die reinen Meterangaben sagen rein gar nichts über den tollen Eindruck, den das Gemisch aus Straße, Kurve, Landschaft und Gerüche einem ins Gehirn hämmert. Eine perfekte Straße, geil zu fahren, so könnte es immer sein.
Der Tag neigt sich dem Ende zu, es wird Zeit sich ein Zimmer zu suchen. Die Route führt bei Langogne noch um einen See herum.




See bei Lagogne


In Lagogne frage ich im „Hotel de Poste“, ein zwei Sterne-Haus. Das Hotel scheint gut angenommen zu werden, denn sie muss einige Zeit in ihrem Belegungsplan suchen bis sie uns zwei Zimmer zusagen kann. Wir werden uns einig, Halbpension für 69 Euro p./P. incl. Garage. Ich möchte aber die Zimmer vorher besichtigen. Die Dame des Hauses führt mich in die Zimmer die sie für uns angedacht hat. Als ich die Zimmer in Augenschein nehme und vor allem das Bad gesehen habe, nehme ich die Buchung zurück. In diesem Zimmer möchte ich nicht die Nacht verbringen.
Die weitere Suche gestaltet sich schwierig. In Lagogne ist nichts zu finden, was uns zusagt. Wir verlassen Lagogne und folgen unserer geplanten Route. Ich hoffe auf dem Weg etwas vernünftiges zu finden.
Nach 15 Kilometer sehe ich auf der linken Seite ein Hotel das ich sofort ansteuere. Der Name „Hotel du France“. Dieses entspricht schon mehr unseren Ansprüchen. Es werden zwar 55 Euro für die Übernachtung aufgerufen aber die Garage ist inclusive. Die Zimmer sind besser als alles was wir heute zu sehen bekommen haben.



Das Abendessen war zum ersten mal auf dieser Tour französische Küche. „Plate de Jour“ bestehend aus gemischter Vorspeise, Hirschragout mit Bandnudeln und als Dessert Eis.
Ein kleines Bierchen noch als Nachttrunk haben wir uns verdient.
Heute 350 Kilometer.

14.04.2013 Tag 4
Der Morgen ist gut, die Sonne scheint. Als ich raus gehe ist es aber schweinekalt. Das Thermometer zeigt 0 Grad, die Wiesen sind weiß. Kein Wunder, wir sind 1148 Meter hoch im Zentralmassiv.
Die Goldwing raus aus der Garage, Gepäck rein und los geht es. Vor lauter Begeisterung über den schönen Morgen fahre ich in die verkehrte Richtung los. Nach ein paar Kilometern, die Vororte von Lagogne tauchen auf, bemerke ich den Irrtum. Ich gebe Hans ein Zeichen zum Wenden und setzen die Fahrt in der Gegenrichtung fort.


Ich biege von der Nationalstraße in das Tal der Tarn ab. Was ich nun zu sehen bekomme ist so traumhaft, dass ich es hier bestimmt nicht wiedergeben kann.
Die Gegend heißt „Gorges du Tarn“ was so viel wie die Schluchten des Tarn heißt. Tarn heißt der Fluß der diese Landschaft geformt hat. Im Nordosten der Stadt Millau gelegen, führt die ca. 35 km lange Schlucht von Sainte-Enimie im Osten bis Le Rozier im Westen. Durch sie hindurch verläuft eine Tourismusstraße mit vielen Aussichtspunkten. Die 400 bis 500 m tiefe Schlucht selbst steht teilweise unter Naturschutz.
Ein wunderbarer Eindruck folgt dem nächsten.


Da wir noch kein Frühstück hatten machen wir Rast in Ponte de Montvert. Dort erstehen wir in einer Boulangerie (Bäckerei) ein Baguette und in einer Boucherie (Metzgerei) 4 Scheiben Jambon (Schinken). Draußen auf einer Mauer am Fluß belegen wir das Baguette damit und setzen uns auf die Terasse eines Cafe´s und bestellen einen Cafe- Grande, Somit ist das Frühstück komplett.







Habe ganz vergessen zu erwähnen, dass wir bis zu diesem Punkt an diesem Tag bereits zwei Pässe überquert haben. Dabei lag auf dem Col de Finielea ein bischen Schnee. Wieder in der Schlucht sind wir auch an einem sehenswerten Ort, La Luzere, vorbei gekommen der ein herrliches Fotomotiv abgab.




Nun werden die Schluchten immer enger und imposanter. Immer wieder tun sich unglaubliche Anblicke vor uns auf. Wir besteigen einen Aussichtspunkt der auf unserem Weg liegt um noch einen besseren Blick auf die Schlucht und auf das tosende Wasser zu haben. Am Kiosk erstehen wir noch Aufkleber, für ins Topcase zu kleben, als Erinnerung.



























Nach 100 Kilometern ist der Traum zu ende. Das Tal wird breiter und der Blick in die Landschaft wird weiter. Wir fahren nach Millau um die große Brücke zu bestaunen.








Das Viadukt ist mit 2460 m die längste Schrägseilbrücke der Welt und besitzt eine maximale Pfeilerhöhe von 343 m.
Als ich den ersten Blick auf dieses imposante Bauwerk werfen kann suche ich mir eine Anhöhe, in einer Siedlung bei Millau, um einen besseren Standplatz für ein schönes Foto zu bekommen. Danach fahren wir direkt auf die Brücke zu. Kurz vor dem Erreichen der Brücke machen wir einen Stopp an einer Cafe-Bar um einen Kaffee zu trinken:“ J'aurais aimé entendre deux grand café, je vous remercie“. Geht doch schon ganz gut!
Da wir jetzt fast unterhalb der Brücke sind mache ich noch ein paar Fotos, wer weiß ob ich sie woanders noch mal zur Gänze ablichten kann.
Nun geht es unter dem Tal überspannenden Bauwerk hindurch zum Info-Point der Brücke. Dort sind gerade zwei Busse mit englischen Touristen die in das Infogebäude wollen, also schenken wir uns den Informationsbesuch. Einige der Touris bewundern unsere Motorräder. Nach einem kleinen smalltalk und ein paar Fotos verlassen wir den Ort.
Wir nehmen die letzten 170 km nach Carcassonne unter die Räder, dort soll unsere Tagesetappe enden.
Carcassonne ist eine Stadt mit 47.000 Einwohnern in Südfrankreich. Ihr Wahrzeichen ist die mittelalterliche, auf einem Hügel der Altstadt gelegene, als Cité von Carcassonne bezeichnete Festung. Carcassonne liegt etwa 70 km nordwestlich von Perpignan. Sie liegt an den Flüssen Aude und Fresquel und wird vom Canal du Midi durchquert.


Wir fahren bis mitten in die Stadt. Ab und zu kann man einen Blick auf die Cite werfen, die auf einer Anhöhe in der Stadt liegt. Die mittelalterliche Festungsanlage ist von ihrer Größe und ihrem Erhaltungszustand her einzigartig in Europa.
Hotel Bristol in Carcassonne






Le Cite´



Ich halte am Canal du Midi, auf der anderen Seite des Bahnhofs. Da heute so schönes Wetter ist glitzert das Wasser im ausgehenden Licht und gemächlich schaukeln die Yachten, die am Ufer festgemacht haben, in der Abendsonne. Durch Zufall sehe ich hinter mir eine Hotelangestellte in Uniform wie sie ein Auto aus der Tiefgarage lässt. Sofort frage ich nach wo ich die Rezeption finde. Sie antwortet:“Ich bin die Rezeptionistin“, natürlich auf französisch, aber ich verstehe was sie sagt. Also frage ich nach 2 Zimmern. Sie sagt sehr französisch:“Oui Monsieur, deux Chambre aviable.“ Wir buchen uns ins Hotel „Bristol“ ein. Der Preis für dieses 3 Sterne Haus war noch moderat. Wir bekommen die besten Zimmer die wir auf dieser Tour bisher hatten.


Im Zimmer entledige ich mich erst einmal der durchgeschwitzten Klamotten. Wasche das Unterhemd aus und hänge es draußen auf einem kleinen Balkon im Innenhof ans Fenster. Nach dem Duschen schaue ich raus und ein Windstoß hat mein Unterhemd unerreichbar vom Balkon im 2. OG. in den Hotel-Innenhof geweht.
Ich wieder runter an die Rezeption und mit Händen und Füssen der Dame an der Rezeption mein Malheur mitgeteilt. Sie ging fort und kam mit einem Schmunzeln im Gesicht mit meinem Unterhemd zurück.


Abends wie immer einen Bummel durch die Altstadt. Das Fatale ist nur, dass wenn wir in den Orten anlanden, sehr bald die Geschäfte zu machen. Es bleibt nur ein wenig die Angebote in den Schaufenstern zu bewundern.
In einer kleinen Pizzeria speisen wir vorzüglich und genießen ein paar leckere Getränke um den Staub der langen Tagesetappe herunter zu spülen.


Heute 360 Kilometer beeindruckende Landschaften.


25.04.2013 Tag 5
Nach einem ordentlichen Frühstück wird alles gepackt um die Reise fortzusetzen. Die freundliche Dame an der Rezeption zeigt uns noch die Richtung, wo das Castell „la Cite“ zu finden ist. Ich will noch eine schöne Aufnahme von dem Gebäudecomplex machen. Es ist wie mit dem Kölner Dom, aus dem Stadtzentrum heraus sieht man das Gebäude nicht, aber nach dieser Beschreibung finden wir es auch. Wir umrunden die Cite und ich mache einige Aufnahmen zur Erinnerung, wenn wir wieder Zuhause sind.
Jetzt machen wir uns auf den Weg nach Lourdes. Nach einer schönen Landparty kommen wir dort an.



Erster Blick auf die Pyrenäen


Lourdes ist eine Stadt im Département Hautes-Pyrénées im Südwesten Frankreichs, in der Nähe der spanischen Grenze. Sie ist als Ort der Marienerscheinungen einer der weltweit am meisten besuchten Wallfahrtsorte.
1858 soll Bernadette Soubirous nahe der Grotte Massabielle mehrfach Erscheinungen einer weiß gekleideten Frau gehabt haben. Bei einer dieser Erscheinungen wurde die Quelle in der Grotte freigelegt. Die Mutter Gottes bat Bernadette Soubirous nach ihren Worten darum, den Priestern auszurichten, daß an der Grotte eine Kirche errichtet werde und um Prozessionen dorthin. Der Quelle werden Heilkräfte zugeschrieben und es wurde von vielen Wunderheilungen berichtet.


Das touristische Flair ist das erste was uns ins Auge fällt. Nachdem das Navi uns direkt in die Stadtmitte führt, fahre ich direkt weiter zur Grotte, denn in den engen Straßen wimmelt es nur so von Touristen und Wallfahrern, die an ihren blauen Hemden zu erkennen sind. In diesem Wirrwarr an Menschen möchte ich unsere Goldwings nicht abstellen.
Ich finde ein stilles Fleckchen auf einem gesperrten Gelände einer so genannten Musealen Kongregation. Parken nur für ? Aber viel Platz. Hans hat sich auch ein Herz gefasst dieses verbotene Gelände zu befahren und parkt neben mir. Da die Sonne kräftig scheint entledigen wir uns erst einmal unserer dicken Jacken. Jetzt wollen wir uns das Spektakel mal näher ansehen.
Wir kommen zum Eingang der Wallfahrtsstätte, ein großartiger Anblick dieses Ensemble der Heiligkeit.









Wir besuchen als erstes die unterirdische Basilika Pius X.. Der moderne Kirchenbau liegt östlich der Rosenkranz-Basilika und südlich des Rosenkranz-Platzes, fasst zirka 25.000 Besucher. Der 191 Meter lange und 61 Meter breite unterirdische Sakralbau wurde vom französischen Architekten Pierre Vago entworfen. Es ist gigantisch.


Danach begeben wir uns Richtung Grotte, dabei begegnet uns eine Gruppe Maladen in Rollstühlen, die von Helfern geschoben werden, die auf Linderung oder Heilung hoffen.


Wir kommen an einer Reihe von Wasserhähnen, aus denen man das heilbringende Nass zapfen kann. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit einige Schlucke zu trinken und unser Haupt zu nässen. Wer weiß wofür es gut sein kann.



An der Grotte der heiligen Bernadette angekommen Reihen wir uns in die Schlange ein die an den Erscheinungsort vorbei defiliert. Das Gestein in der Grotte ist blankpoliert von den vielen Händen die es im Laufe der Jahrhunderte berührten und dadurch auf Hilfe und Eingebung gehofft haben. Ich fasse auch mal an die Steine, spüre aber nichts von einer Art von Erleuchtung.






Nach soviel heiliger Nähe verspüre ich den Drang nach einer Tasse Kaffee. In der Hauptstraße, die durch viele Andenken- und Devotionalienhandlungen geprägt ist und sonst nur aus Hotels und Hostals besteht, finden wir ein Café in dem wir rasten können.
Ich gehe noch in einen der Andenkentempel um ein Mitbringsel zu erstehen. Das Gedränge in dem Laden war riesig. Ich verspürte zum ersten mal so was wie Platzangst. Ich bezahle meine ausgesuchte Kleinigkeit und verlasse fluchtartig diesen Ort der Belanglosigkeit. Wir besteigen die Motorräder um heute noch Spanien zu erreichen.


Nach kurzer Zeit sind wir an den Hängen der Pyrenäen und schrauben uns mit unseren Maschinen, bei bestem Wetter, die Passstraßen hoch. Den höchsten Punkt erreichen wir auf 1795 Metern ü./M., dem Col de Portalet, auf dem gleichzeitig der Grenzübergang nach Spanien ist. Die Straße wird von durchschnittlich 6 Meter hohen Schneewänden gesäumt.







Bei der Passabfahrt fängt es an zu regnen. Der erste Regen der Tour. Wir entscheiden bei der nächsten Gelegenheit unser Quartier zu machen.
Wir erreichen Biscas auf spanischem Terrain und finden am Ortseingang sofort ein Hotel. Die spanische Sprache ist in meinen Ohren wie Zuhause. Bei einem leckeren spanischen Menü und einer Flasche Rotwein lassen wir den Tag ausklingen.


Heute haben wir 375 Kilometer in Sonne, Schnee und Regen zurückgelegt.



26.04.2013 Tag 6
Ich wache auf und mache die Schlagläden auf. Ein Morgen in den Wolken zeigt sich. Die große Temperaturanzeige auf dem Platz zeigt doch sehr angenehme 12° Celsius. Ein gutes Frühstück wird uns serviert, kein Buffet, man kann nach belieben bestellen. Dann beginnt der Tag der Pyrenäen.







Ein gigantisches Kurvenkarussell erwartet uns, das auch den ganzen Tag andauert. Tolle Pässe und auch ein wenig guter kommt unter unsere Räder. Der Letztgenannte erinnerte mehr an ein Slalom der Skicracks. Ein 15 Kilometer langes umwerfen der Maschine von einer Kurve in die andere. Es war wie ein Sonderparcours für Autoslalom bloß 100 mal länger.








Erster Zwischenstopp, bei einsetzendem Regen, machen wir in La Sued `d Urgell. Bei zwei „Kaffee Americano“ warten wir den Regenschauer ab. Es ist 15:00 Uhr noch 185 Kilometer bis Rosas.


Um 18:00 Uhr erreichen wir den Hafen von Rosas. Das auf und ab, rechts und links hat für heute ein Ende. Hans hat an dem heutigen Tag seine Leistungsgrenze erreicht. 




Die Stadt Roses (Spanisch: Rosas) hat 19.737 Einwohner und liegt in der autonomen Region Katalonien in Spanien.


Die Hoffnung, am Mittelmeer Sonne und Temperaturen um die 20°C zu haben wird krass entäusch. Die Leute laufen in dicken Jacken herum. Dem entsprechend ist an der Promenade und in den Straßen nicht viel los.


 

Bei leckerem Salat catalanischer Art und Pulpo gegrillt mit Vino del la Casa bekommt der Abend noch einen spanischen Ausklang. Die Hoffnung auf einigermaßen gutes Wetter am nächsten Tag machte die Wetterfee im Fernsehen zunichte.


Heute 480 Kilometer.


27.04.2013 Tag 7
Der Tag fängt deprimierend an, Regen! Maschinen gepackt und ab in den Regen. Nach ein paar Orientierungsschwierigkeiten geht es Richtung la Jonquiera an die französische Grenze. Wir werden von einer Gruppe Ferraris überholt, die die gleiche Tankstelle ansteuern wie wir. Im strömenden Regen müssen wir warten bis wir an der Reihe sind und das dauert 20 Ferraris lang. Es ist schon ein schöner Anblick 20 dieser schnittigen Sportler auf einmal zu sehen, wenn da der Regen nicht wäre.


Nach der Grenze zu Frankreich kommt zu dem Regen noch ein unangenehmer Wind auf der, je weiter wir wieder zum Meer kommen immer stärker wird. Bei gefühlten 3 – 5°C geht es nach Sete. Auf der Wing sich zu fühlen wie auf einem Segelboot mit extremer Schräglage ist nicht besonders lustig. Selbst die sonst in Schwärmen anwesenden Flamingos oder die weißen Pferde der Camargue haben sich in irgendwelchen milderen oder geschützten Bereiche verzogen.
Als ich auf einem Verkehrsschild Narbonne lese, kommt mir der Gedanke; „Sei nicht verrückt und fahre zum Bahnhof und seh´nach ob du nicht einen Autoreisezug nach Mühlhausen kriegst.“ - Aber wir sind ja verrückt! Unterwegs beneide ich die Wohnmobilfahrer, die schön im warmen sitzen und wenn sie die Faxen dicke haben anhalten können, sich einen Kaffee oder ein kleines Nickerchen machen. Wir aber stellen uns Sturm und Regen und schlagen die Schlacht weiter



In Arles angekommen verspüre ich den Drang mich zu erleichtern. Ich will nicht mehr, ich bin fix und fertig, mir ist kalt. Hans geht es auch nicht anders. Das nächste Lokal das Kaffee haben könnte wird angepeilt. In der hektischen Suche nach einer Abstellmöglichkeit für unsere Motorräder übersehe ich einen Absperrpfahl. Rumms!...macht es und liege auf der Erde. Wing hoch, geparkt, Helm runter, über die Straße, ins Kaffee und pinkeln, ahhhh!


Wir beratschlagen was wir machen. Hans will ein Hotel nehmen. Mir gefällt der Ort nicht, da ich hier schon einmal vor langer Zeit schlechte Erfahrung gemacht habe. In mir erwacht die zweite Energie, als kurz mal die Sonne zwischen den Wolken hervor lugt. Wir beschließen Manosque als nächstes Ziel in unser Navi zu programmieren, nur als Richtung nicht als Tagesziel.


Das mit der Sonne hat sich nach losfahren wieder erledigt. Was ich nicht gedacht habe, wir erreichen Manosque um 18:15 Uhr.
Was mir von diesem Streckenabschnitt im Gedächtnis bleibt sind die unendlich vielen Kreisverkehre die wir durchqueren mussten und eine Tankstelle an der man vorher bezahlen muß. Man sagt für wie viel man Tanken will, bezahlt und tankt. Man muß also vorher wissen wie viel Liter in den Tank gehen. Ich habe einen ½ Liter verschenkt. Der nächste Kunde freut sich.


Manosque liegt im Südwesten des Départements Alpes-de-Haute-Provence am rechten Ufer der Durance. Die Stadt grenzt an den benachbarten Regionalen Naturpark Verdon, mit dem sie als Zugangsort assoziiert ist.


Wir mieten uns ins Hotel „Terreau“ ein, obwohl es uns erst nicht zusagt. Mit dem zweiten Blick war es besser als es der ersten Eindruck vermittelte. Bei Pizza und Vin rouge beenden wir diesen anstrengenden Tag. Das Mittelmeer war heute nicht unser Freund.




Heute 485 Tageskilometer.


28.04.2013 Tag 8
Der Morgen sieht vielversprechend aus, zwar bewölkt aber trocken. Nach dem Frühstück, auf dem Weg zur Garage, die ersten Regentropfen aus den Wolken. Wir machen uns auf den Weg zu den Gorges du Verdon. Auf dem Weg dorthin ein Alpenpanorama mit etwas Sonne, Hoffnung keimt auf.







Die Verdonschlucht, französisch Gorges du Verdon, umgangssprachlich auch Grand Canyon du Verdon, ist eine Schlucht in der französischen Provence. Die Schlucht ist am Grund zwischen 6 m und 100 m breit, die gegenüberliegenden Flanken sind zwischen 200 m und 1500 m voneinander entfernt und die Tiefe variiert zwischen 250 m und 700 m.


Moustiers Saint Marie




Verdonschlucht












Das Ende der Straße.


An den Schluchten angekommen verstärkt sich der Regen und wird mit weiterem Vordringen in die Schlucht immer stärker.
Wir befahren die obere und die untere Straße, wobei wir auf der unteren nach einigen Kilometern umkehren müssen, da die Straße irgendwann gesperrt ist.


Der Wassersegen vom Himmel läßt nicht nach. Der Beschluß ist gefasst, die kleinen Straßen und die ganz hohen Pässe um den Mont Blanc sind bei diesem Wetter nicht ohne Gefahr zu befahren und es macht auch kein Vergnügen. Der Alpenteil wird ausgelassen und wir machen uns auf den Weg ge´n Norden.
Durch eine andere Schlucht kommen wir nach Castellane. Castellane liegt etwa 80 Kilometer nordwestlich von Cannes in den Bergen der Hoch-Provence an der Route Napoléon auf 731 m Höhe über dem Meer. Das Dorf liegt am Fluss Verdon, am Ende der Verdonschlucht. Dort angekommen schüttet es wie aus Kübeln, so dass wir erst einmal in ein Lokal flüchten um bei einem Kaffee den gröbsten Regen abzuwarten. Ich sage zu Hans:“ Wenn das nicht weniger wird, mit dem Regen, suche ich mir hier ein Hotel, auch wenn es erst Mittag ist.“ Das hat der Wettergott gehört und macht den Hahn ein wenig zu, aber nicht ganz.


Wir schwenken wieder von der Route ab und machen uns auf den Weg. Wir fahren vier Stunden im Regen bis nach Grenoble. Auf dem Weg dorthin überqueren wir die Pässe Col de Fau und Col de´ Arzeller. Dort fahren wir teilweise fast ohne Sicht in den Wolken und es ist lausig kalt. Das spürt man bei den nassen Klamotten, insbesondere in den nassen Handschuhen extrem.


Grenoble ist viel größer als ich mir es vorgestellt habe. Der Verkehr in der Stadt geht mir auf die Nerven. Die Hotels, die wir anfahren, rufen für meinen Geldbeutel zu hohe Preise auf, Ü/p.P. ab 150 Euronen, nein Danke. Wir begeben uns in die Vorstadt Voreppe und nehmen ein Zimmer im, Etap-Hotel ähnlichen, P´til Dej Hotel. 100 Euro p.P. gespart.


Tagesetappe heute 360 Kilometer.

29.04.2013 Tag 9
Heute Nacht, um 3:00 Uhr war ich auf der Toilette, aus dem Fenster, geschaut alles trocken. Als ich aufstehe, um 7:00 Uhr, alles trocken. Ich bringe um 7:30 Uhr das Gepäck zum Motorrad, es regnet.
Beim Frühstück sagt Hans als erster das böse Wort:“ Autobahn.“


Wir fahren auf die Schnellstraße und die Entscheidung erweist sich als richtig. Denn nicht nur der Regen erschwert das Fahren sondern auch sehr tief hängende Wolken behindern die Sicht. Die Autobahn bleibt unsere Wahl bis auf die Höhe von Bourg-en-Bresse. Der Regen hat nach gelassen und wir verlassen die Autobahn um über die Landstraßen des französischen Jura zu cruisen. Der Regen bleibt unser Begleiter, mal mit mehr Wasser mal mit weniger. In Quingey machen wir Rast, bevor uns die Reise weiter, über Belfort, bis nach Herbolzheim führt.

Quingey






In Herbolzheim machen wir Halt im Westend, dort war ich schon mal. Herzliche Begrüßung durch die Wirtsleute. Leider ist heute Ruhetag und wir können die gute Küche von Manfred nicht genießen. Aber zwei Zimmer und zwei doppelte „Willis“ sollen erst mal reichen.

Das "Westend" in Herbolzheim.


Manfred, der Wirt, fragt ob wir nicht mit ihnen in ein anderes Gasthaus zu seinem Motorradstammtisch und zum Essen fahren wollen. Wir nehmen gerne an.
Es wird ein sehr schöner Abend mit Manfred´s Motorradgang. Geschichten und Erfahrungen werden bei „Willi“ und Bier getauscht. Da dies unser letzter Übernachtungspunkt vor der letzten Etappe ist, macht dieser Abend die Tour rund und wird immer in Erinnerung bleiben.



Abschlußfeier :-)


Heutige Tagesetappe 550 Kilometer.


30.04.2013 Tag 10
Heute Heimreise. Die letzte Etappe von 440 Kilometern über die Autobahn, sitzen wir auf einer Arschbacke ab.
Das war, obwohl es die kürzeste Tour von allen (nur 4410 Kilometer) war, vom Wetter her die härteste.


Leider war es diesmal unserm Freund Manfred nicht möglich, dabei zu sein. Schade!!


Diesmal war es auch ganz bestimmt Hans seine letzte große Reise mit dem Motorrad, - hat er gesagt.


Wir werden sehen!