Es ist der 10. April 2012, ein Tag nach Ostern. Heute geht
es wieder los, unsere Jahrestour beginnt.
Tage vorher alles geprüft; Öl, Reifen, Bremsen, Licht. Alles
verstaut und noch mal kontrolliert um nichts zu vergessen. Wichtiges sind
Fotoapparat und Filmkamera und genug Speicherchips um Euch, Leser des Buchs,
nach der Reise an unseren Erlebnissen teilhaben zu lassen.
Es ist 7:30Uhr. Alles verstaut, los geht´s, Start Richtung
Südost zu Hans, dort haben wir uns verabredet.
Eben noch tanken, 20 Liter für 1,72€, bezahlen - oha! - wo
ist meine Kreditkarte? Im Portmonee genestelt, den Brustbeutel rausgezogen,
nichts! Bar bezahlt. Und wieder nach Hause, da ist Sie, die glorreiche Goldene.
Jetzt aber los nach Ottrau.
Dafür, dass es gestern am Ostermontag den ganzen Tag
geregnet hat, ist am heutigen Tag moderates Wetter. Straße nass von oben
trocken.
Als ich in die Nähe von Alsfeld komm, lugt sogar die Sonne
zwischen den Wolken hervor.
Großes Hallo bei Hans, Manfred ist schon da. Zwei Tassen
Kaffee und die Tour geht los.
Start der gemeinsamen Tour in Ottrau. |
Eine schöne Reise durch die Rhön und den Thüringer Wald. In
Kronach bei einer Kaffeepause noch kurz mit Moni telefonieren.
Pause bei Kronach. |
Den Ansagen des Navi´s folgend fahren wir bis nach Pilsen.
Nun heißt es Hotelsuche, wobei wir uns das erste mal verloren haben. Bei dem
Versuch mit Manfred per Handy Kontakt aufzunehmen bemerke ich, dass mein Handy
keine Netzverbindung herstellen kann. Ich hoffe, dass sich das Handy in Ungarn
wieder normal ins Netz einloggt um wieder telefonieren zu können.
Wir sind im Hotel “Victoria“ untergekommen für 45€ incl.
Frühstück. Na ja, alles da, habe schon schlechter gewohnt.
Heute ca. 690km.
Blick aus dem Hotelfenster. Bahnhof in Pilsen. |
Gedenktafel an den Einmarsch der Amerikaner in Pilsen. |
Lokal in Pilsen |
Salat müßte reichen |
Pizza wie immer. |
Ob sich da nicht besseres findet? |
Mittwoch, 11.April 2012
Nach einem guten Frühstück die Taschen gepackt und die 100
Meter zum Hotelparkplatz geschleppt, wo wir unsere Maschinen für die Nacht
geparkt haben. Manfred unser Logistikwunder hat natürlich am wenigsten zu
tragen. Er hat erstaunlicherweise immer alles was er braucht in einer Tasche.
Heute fahre ich vorne. Bei leichtem Sonnenschein fahren wir
durch die tschechischen Landschaften nach Budweis. Wir machen auf dem
historischen Marktplatz von Budweis unseren ersten Halt. Kaum haben wir
geparkt, werden wir von einem netten deutschen Ehepaar über unsere Maschinen
angesprochen. Auf die Frage, ob wir hier Urlaub machen, erzählen wir unser
Vorhaben, die Balkanroute zu fahren. Das hat sie sehr beeindruckt und sie
zollen uns Respekt für unser Vorhaben.
Marktplatz in Budweis. |
Kleine Rast. |
Etappenplanung bei Sonnenschein. |
Nach einer kleinen Verschnaufpause bei einem Capuccino
reisen wir über die österreichische Grenze Richtung Wien. Nach der Überquerung
der Grenze das Handy kontrolliert… und siehe da alles wieder in Ordnung. Dem
täglichen Gespräch mit der Heimat steht nichts mehr im Wege. Es geht durch die
Wachau, eine Landschaft in Niederösterreich, das Tal der Donau zwischen Melk
und Krems an der Donau und liegt etwa 80 Kilometer westlich der
Bundeshauptstadt Wien.
Auf unserem Weg kommen wir an einer imposanten Burg vorbei.
Burg Kreuzenstein ist eine neu aufgebaute mittelalterliche Burganlage bei
Leobendorf in Niederösterreich, wenige Kilometer nördlich von Wien.
Burg Kreuzenstein |
Nach einem Stopp in Stockerau mit kleinem Imbiss geht die
Reise weiter. Bei Hainburg überqueren wir die Donau und dann über die Grenze in
die Slowakei nach Bratislava.
Donauüberquerung bei Hainburg. |
Hainburg |
Stadttor in Hainburg |
Wir kommen in Bratislava zur Rushhours an. Bei
dem Verkehrsaufkommen beschliessen wir, nicht in die Innenstadt, sondern lieber
noch eine Stunde Richtung Balaton zu fahren.
Gegen 17:00 Uhr erreichen wir Györ, wir sind in Ungarn. Hier
soll unser Tagesziel sein. Wir fahren, wie kann es auch anders sein, in eine
Fußgängerzone und halten vor einem kleinen Hotel in der Altstadt und fragen
nach Zimmern. Die Zimmer sind klein, aber für eine Nacht ok. Die Motorräder
werden auf dem Hof einer Pension geparkt, 5 Min vom Hotel entfernt.
Hotel Kucko in Györ. |
Marktplatz in Györ |
Bei einem pizzamäßigen Abendessen lassen wir unseren zweiten
Reisetag ausklingen.
Heute 500 Kilometer.
Donnerstag, 12. April 2012
Heute nach dem Aufstehen aus dem Fenster geschaut, es
regnet.
Also in die Klamotten, zu Fuß die 5 Minuten zum Abstellplatz
der Motorräder. Die nassen Planen von den Motorrädern genommen, die tröstenden,
bedauernden Worte der Pensionswirtin im Ohr. Die Maschinen durch die
Fußgängerzone vor´s Hotel gefahren. Gepäck verstaut und dann erst einmal
frühstücken. Das Wetter wird nicht besser, also los.
Auf nach Balatonfüred, beziehungsweise nach Tihany, eine
Halbinsel und Ort im Norden vom Plattensee. Bis dort hin sind es 100 Kilometer.
Auf der Halbinsel wollen wir die Fähre auf die Südseite vom Plattensee nehmen.
Nach einer nassen Fahrt über eine Puszta ähnliche, flache
von Landwirtschaft geprägter Landschaft kommen wir nach Tihany zur Fähre. Dort
haben wir noch 45 Min. Zeit bis zur Überfahrt. Der Balaton verbirgt seine
Schönheit in einem diesigem Grau. Der Regen hat aufgehört. Dies sollte aber nur
eine kurze Regenpause sein. An einem Kiosk nehmen wir noch einen Capuccino ein.
Es bleibt noch Zeit um ein paar Fotos zu schießen. Dann ist es Zeit auf die
Fähre zu fahren. „Fährmann hohl über“.
Der Balaton oder auf deutsch der Plattensee. |
Auf der anderen Seite angekommen schlagen wir den Weg nach
Siofok ein. An einem Bahnübergang müssen wir ziemlich lange auf den Zug warten.
Der Zug ist eine uralte Lok, die einen Schwerlasttransport durchführt. Dieser
Zug bewegt sich mit seiner Last höchstens mit 1 -2 Stundenkilometer vorwärts.
Kein Wunder, dass wir so lange warten müssen. Auf dem Weg in die Stadt kommen
wir an einem Gelände vorbei auf dem man altes Kriegsgerät besichtigen kann. Es
ist erstaunlich was manche Leute so sammeln.
Kriegsgeräteaustellung in Siofok. |
In Siofok fahren wir am Seeufer entlang, durch eine lange
Reihe Blockhäuser in Gartenhausgröße, die Souvenirstände, Cocktailbars oder
Bierstände enthalten. Wir sind am „Ballermann“ vom Balaton. Vor 22 Jahren, als
ich das erste mal hier war, sah es noch etwas anders aus. Aber vieles habe ich
wiedererkannt. In meinem Geist spielte sich ein Dejavue der damaligen
Ereignisse ab.
Als wir das Hotel „Europa“ erreichen, was ich unbedingt
sehen will, bin ich etwas enttäuscht. Es ist geschlossen. Scheinbar öffnen sie
das Hotel, wie früher, erst ab Mai.
Es regnet wieder. Nachdem wir wieder eine kleine Ewigkeit an
einer Bahnschranke warten müssen, kam unsere langsame Lok jetzt hier vorbei.
Sie hat mittlerweile die Innenstadt erreicht. Als sie endlich durch ist, können
wir unsere Reise fortsetzen.
Die Landschaft ist in Ungarn nicht besonders
abwechslungsreich. Endlose Getreide- und Rapsfelder säumen die Strasse.
An Pecs vorbei, der Regen hat aufgehört, erreichen wir die
kroatische Grenze. Nach kurzem Blick in den Reisepass können wir ungehindert
einreisen.
Am Nachmittag erreichen wir Osijek. Wir haben uns
entschlossen hier zu übernachten. Die Hotelsuche gestaltete sich etwas
schwierig. In der alten Stadt scheinen die Kriegsschäden schon entfernt zu sein
und die günstigen Hotels gleich mit. Entweder wird uns von dem Etablissement
abgeraten oder es ist zu teuer.
Nach einer Weile finden wir das Hotel „Zentral“ mitten in
dem Fußgängerbereich der Stadt. Diese ganze Sucherei hätte auch schneller gehen
können. Dieses Hotel hätte ich sehen können als ich ein paar Aufnahmen von dem
Platz und der Kirche gemacht habe, als wir angekommen sind. Aber, habe ich
nicht.
Wie kann es anders sein, wir fahren in die Fußgängerzone,
Motorrad abstellen, Zimmer buchen und die Motorräder durch die Hotelhalle
fahren um sie auf einem kleinen Innenhof für die Nacht abzustellen.
Nach einem Stadtbummel bis zum Ufer der Drau finden wir ein
verstecktes Lokal mit leckerem Essen nach bester „Jugo“-Tradition. Danach noch
einen „Charly“ und ab zum Matratzenhorchdienst.
Heute 350 Kilometer.
Freitag, der 13. April 2012.
Nach einem dürftigen Frühstück haben wir unsere Motorräder
wieder durch das Hotel in die Fußgängerzone gefahren und sagen bye bye zu
Osijek - und kurze Zeit später auch zu
Kroatien - wir sind in Serbien.
Nach
Novi Sad geht es durch ein Naturschutzgebiet. Einige kleine Passstraßen geben
das erste mal eine Abwechslung von den vielen hügellosen Ebenen in Ungarn und
Kroatien. Immer Richtung Süden. 100 Kilometer vor Kraljevo fahren wir das erste
mal richtig durchs Gebirge mit tollen Passstraßen, leider nicht immer in gutem
Zustand. Schöne Aussichten belohnen die Strapazen. Die Fernsicht ist ok, da es
heute, noch nicht geregnet hat.
Unterwegs will uns ein Serbe, der uns schon eine ganze Weile
aus seinem Auto begeistert winkend immer wieder überholte, laut seiner Aussage
Restaurantbesitzer, zu Essen und Bier einladen. Dieses Angebot ist verlockend,
aber wir lehnen ab. Wir wollten noch die nächste größere Stadt erreichen, am
Himmel drohen nämlich schon wieder dunkle Wolken.
Ankunft am Hotel "Turist" in Kraljevo. |
In Kraljevo haben wir im Zentrum ein Hotel gefunden, „Hotel
Turist“. Zimmer gebucht, die Motorräder
geparkt, die Planen drauf, der Regen geht los. Viel Regen.
In dem Hotel werden auch Massagen angeboten. Ich würde gerne
eine buchen, da mich immer nach drei Stunden Fahrt schlimme Rückenschmerzen
plagen. Leider sind keine Termine mehr frei.
Schnell noch die Plane drauf. |
Nach einem kleinen Stadtbummel im Regen nehmen wir im
italienischen Dachrestaurant des Hotels ein leckeres Abendessen ein. In der
Hotelbar lassen wir den Abend ausklingen.
Heute 420 Kilometer
Kurz vor dem Regen |
Samstag 14. April 2012
Es regnet immer noch. Wir machen uns auf den Weg ins Kosovo.
Die Straßen sind auf „Na-ja“-Niveau. Auf
den Straßen bewegt sich eine schrille Mixtur aus modernen Westautos und übrig
gebliebenen Ostblockfahrzeugen, bestehend aus alten Yugos, kleinen Tomos-Mopeds
und IMT-Traktoren. Wir fahren auf der 22 über Rasca immer weiter nach Süden.
Der Grenzübertritt ist problemlos. Ein Stück weiter wieder eine Kontrolle. Ein
Kontrollpunkt der besonderen Art. Überall Zäune und Stacheldraht. Militär.
Vorsichtig rollen wir an den Grenzübergang. Wir sind an dem Kontrollpunkt der
KFOR. Seit dem Kosovokrieg 1998-99 kontrollieren die KFOR-Truppen das
Kosovogebiet. Es gibt immer noch Unruhen im Gebiet Nordkosovo, denn beide Bevölkerungsgruppen, Serben und
Albaner, beanspruchen die Hoheitsrechte.
Ankunft am Grenzübertritt zum Kosovo. |
Die KFOR-Soldaten fragen wo wir hin wollen? Hier ist noch
Kriegszustand und an einem solchen Kontrollpunkt beschleicht einen schon ein
komisches Gefühl.
Ein KFOR-Soldat (Bulgare) fragt immer nach unserer
Insurance. Erst wusste ich nicht, was er meinte. Später komme ich dahinter,
dass es um die grüne Versicherungskarte geht, aber ich habe ja meine dabei. Er
meint nur, dass es bei Polizeikontrollen Probleme geben könnte. Der Norweger
und der Deutsche grüßen und wünschen uns eine gute Fahrt. Ein Dreh am Gasgriff,
los.
Immer wieder kommen wir durch Straßensperren von
irgendwelchen Milizen, gemacht aus Dreck- oder Sandhügeln oder Steinhaufen
garniert mit Stacheldraht mit Unterstand. Dadurch ist die einfache Durchfahrt
nicht möglich, man muss Slalom durch die angelegten Sperren fahren. So sind
alle Stadt- und Ortseingänge gesichert. Unterwegs treffen wir auch auf eine
KFOR-Patrouille die schwer bewaffnet ihre Kontrollfahrt macht. Auch das strahlt
eine gewisse Bedrohlichkeit aus.
Wir bleiben der M2 über viele Kilometer treu, immer auf Pristina
an. Auf der M2 umgibt uns eine Mischung aus Pferdekarren, Wartburgs,
MAN-Lastern und superschnellen West-Limousinen, die mit einem kurzen Blitzen
der Lichthupe die klapprige Konkurrenz kurzfristig an den Straßenrand fegen.
In den Orten wehen aus den Fenstern Fahnen, rechts
albanische, links serbische und ab und zu auch die Kosovarenfahne. Es
beschleicht einen ein bedrückendes Gefühl, wenn man mit dem offenen Konflikt
konfrontiert wird. Mit der Frage, ob wir in Pristina übernachten sollen, habe
ich wohl einen schlechten Vorschlag gemacht. Hans meint nur: “Hier übernachte
ich nicht, ich will aus diesem Land schnell hinaus“.
Die Straßen werden schlechter. In der Nähe der Stadt Kacanik
war auf einmal die Straße komplett durch einen Erdwall mit Stacheldraht
gesperrt. Nicht eine Straßensperre wie wir sie schon kannten, sondern eine ohne
Durchfahrmöglichkeit. Dahinter fehlt die Brücke.
Hier wurde die Brücke gesprengt. |
Wir fahren bis zu einer
Kreuzung zurück und fragen einen Passanten nach dem Weg. Er deutet, dass wir in
die Stadt fahren müssen, dort wären zwei Brücken über den Fluss, wir sollen die
zweite nehmen. Die Beschreibung ist etwas ungenau und ich vertraue meinem Navi.
Es wird mir schon einen Weg weisen. In der Stadt kommen wir an eine Brücke an
der viele Milizen rumlungern. Aus Geröllhalden ragen Eisenträger in die Luft.
Das war wohl meine anvisierte Brücke gewesen. Ich frage einen der umstehenden
Leute wo eine noch intakte Brücke wäre. Er erklärt mir mit Händen und Füßen,
dass ich einer kleinen Gasse folgen soll, da würde ich an eine Brücke kommen.
Wir zwängen uns durch die schmale Gasse mit grobem Kopfsteinpflaster, die nur
so breit ist, das ein Eselfuhrwerk durchpasst. Am Ende kommen wir auf eine
breite Straße die auf eine Brücke führt. An der Brücke steht die Polizei. Es
sieht so aus als würde sie die Brücke bewachen. Der Polizist stoppt mich und
fragt wo wir hin wollen. Ich erkläre ihm, dass wir nach Mazedonien wollen. Er
weist mir noch den Weg zurück auf die M2 und lässt uns passieren.
Beim Grenzübertritt nach Mazedonien fragt der Zollbeamte nach der grünen Versicherungskarte. Er blickt auf das Papier und sagt: “Ist kaputt“. Er meint die Versicherungskarte ist nicht mehr gültig, obwohl sie laut Datum noch einen Monat gültig ist. Er schickt mich zu einem Container. Dort winkt schon einer mit einer Insurance. Er will 75 Euro haben. Nach dem ich mich beschwere, dass das doch ein bisschen viel ist für einen Tag, lässt er sich auf eine 10-tägige Versicherung für 50 Euro herunterhandeln. Ich glaube das war der Normalpreis. Er ist sogar etwas angesäuert, dass ich ihm nur 2 Euro Trinkgeld gebe für seinen Beschiss. Hans muss auch bezahlen, weil das Gültigkeitsdatum seiner Versicherungskarte unleserlich sei. Shit happens.
Nun heißt es am Gas drehen. Wir wollen versuchen Bitola zu
erreichen. Das bedeutet noch ganz Mazedonien zu durchqueren.
Auf einer Passhöhe
treffen wir auf ein Fahrzeug mit Wuppertaler Kennzeichen. Wir kommen ins
Gespräch. Es ist ein Mazedonier mit seinem Sohn der schon seit 40 Jahren in
Deutschland lebt. Sie sind auf dem Weg in den Urlaub, in ihr Heimatland. Er
empfiehlt uns noch die Seen bei Ohrid und Struga zu besuchen. Ich erkläre ihm,
dass wir am nächsten Tag an den genannten Stellen vorbei kommen.
Wir sind in Bitola. |
Hotel "Epinal" in Bitola. |
Um 18:00 Uhr sind wir in Bitola. Wir quartieren uns in dem
Hotel ein in dem wir schon vor drei Jahren übernachtet haben, das „Epinal“.
Abends lassen wir uns das uns bekannte Steak schmecken.
Dann besuchen wir die Flaniermeile. Als wir ankamen war hier
nichts los. Jetzt um ca. 21:00 Uhr ist es rappelvoll. Hauptsächlich junge Leute
laufen die Strasse auf und ab, an unendlich vielen Straßencafes und Restaurants
vorbei, nach dem Motto sehen und gesehen werden. Ein Flair, vergleichbar mit
der Düsseldorfer Altstadt.
Heute 520 Kilometer.
Sonntag, 15. April 2012
Blick nach draußen, es regnet wieder. Heute wollen wir
Albanien erreichen. Den Anlasser gedrückt und der Sechszylinder nimmt seine
Arbeit auf, zuverlässig wie immer. Trotz der nun schon tagelang andauernden
Regenschauern lassen wir uns die Laune nicht vermiesen.
Fröhlich schnurrt die Wing durch die Berge des
Naturschutzgebiets zwischen Ohrid und Struga.
Unsere Navi´s haben aufgegeben, Albanien ist auf den Karten
nicht verzeichnet. Wir nähern uns der albanischen Grenze und versuchen an einer
Tankstelle noch eine Landkarte vom Nachbarland aufzutreiben. Glück gehabt, im
Regal steckte noch eine Karte von Albanien mit einer relativ guten Auflösung.
Grenzbefestigung an der albanischen Grenze. |
An der albanischen Grenze bestaunen wir die
Befestigungsanlagen (Bunker) des alten Regimes von Enver Hoxha.
Die Straße SH3 führt uns an einem der Seen entlang. Von oben
sehen wir auf einen wunderschönen gepflegten Ort (zu mindestens von weitem),
Lin. Es hatte auch aufgehört zu regnen, aber bei richtigem Sonnenschein wäre
der Ausblick auf den See noch schöner gewesen.
Ab Kosec wird die Straße zur SH75. Die einstmals schöne
Straße bekommt hinter Kosec immer mehr Kreisstraßenniveau. Mit jedem Kilometer
wird es einsamer. Wir kommen durch halb entvölkerte, heruntergekommene Orte. Am
Rand ein paar kleine Bars und Läden die versuchen gegen Leere und Verfall
anzukämpfen. Wir kommen besser voran als gedacht. Der Straßenzustand ist zwar
häufig dramatisch schlecht und ein einziger Schlaglochparcour, doch die
Beschilderung ist gut. Die Tafeln mitunter vor Rost kaum mehr am Pfosten
haltend, weisen die Richtung.
So kommen wir nach Leskovik. Deren Randzone ist geprägt von
Plattenbau und trostlosen Industrieruinen. Wir sind froh es bis hier hin
geschafft zu haben. Es ist unglaublich was unsere GL1800 alles so wegsteckt.
Unsere Moral ist gut und straßenmäßig konnte es ja nur besser werden.
Albanische Impressionen. |
Industrieruinen begleiten unseren Weg in Albanien. |
An einer großen Kreuzung haben wir gestoppt um den Weg in
unserer erworbenen Albanienkarte zu kontrollieren. Man kann sich in Albanien
kaum verfahren. Es gibt nur eine Art Ringstrasse durch den Süden Albaniens.
Alle anderen Straßen sind endlich.
Da wir aber an einem Kreisverkehr sind an dem keine, oder
von uns nicht identifizierbare Beschilderung die richtige Straße weist,
versuchen wir den richtigen Weg auf der Karte zu finden. Aber die Recherche
bringt kein eindeutiges Ergebnis. Ich halte einen vorbeikommenden Albaner an
und erkundige mich nach dem Weg. Er deutet mir die Straße links aus dem
Kreisverkehr zu nehmen. Dort würden wir nach Permet kommen.
Nachdem wir in die angewiesene Straße eingebogen sind,
begann der Alptraum. Erst kam der Regen wieder zurück und ebenso die
Schlaglöcher. So viele Schlaglöcher das man sich fragt wie sie wohl den Teer
zwischen die Löcher zum Halten bekommen haben.
Wir rumpeln weiter und dringen immer tiefer in den
Nationalpark Hotovës-Dangelli ein. Von unbeschwertem Kurvenschwingen kann
allerdings keine Rede sein. Sand und Geröll. Schlaglöcher und nasse Piste
machen die Fahrt zu einem Vabanque-Spiel. Ein Fluss sprudelt in der Schlucht
tief unter uns. Nadelwälder und Wiesen flankieren die Straße. Wäre bloß das
Wetter besser und müsste nicht dauernd so gebannt auf die Straße schauen, so
könnte man die grandiose Landschaft vielleicht besser genießen. Von Fernsicht
ist sowieso keine Rede bei diesem von Regenwolken verhangenen Himmel.
Hinter Permet hat man den Asphalt ganz weggelassen. Eine
ausgefahrene Piste schlängelt sich durch das Gebirge.
Als wir die SH4 erreichen, entschließen wir uns nicht nach
Sarande ans Meer zu fahren. Das wäre für diesen Tag, bei diesen
Straßenverhältnissen, noch viel zu weit und auf der Karte sind bis dahin keine
Orte verzeichnet in denen man übernachten könnte. Wir fahren die SH4 in
Richtung Norden, nach Fier, mit der gleichzeitigen Hoffnung, dass es nun besser
wird.
Diese Hoffnung endet aber schon nach zwei Kilometern. Die Straße
besteht aus Baustellen, die wahrscheinlich schon vor zehn Jahren nach der
Entfernung des Asphalts aufgegeben wurden. Straßenränder sind großflächig
abgerutscht. Man kann die ganzen Widernisse gar nicht alle aufschreiben die uns
unter die Räder kommen. Nur soviel, es ist nicht ganz einfach ein 400kg -Trumm
auf diesen Straßen zu bewegen. Dazu kommen die Busse und der Schwerlastverkehr,
der sich im Schritttempo wankend und schlingernd die Straßen bergauf und bergab
kämpfen. Wir können durch diese Kraterlandschaft nicht im Kriechtempo hinter
diesen Kolossen herfahren. Bei dieser Geschwindigkeit zerren und ziehen die
Lenkkräfte beim Durchfahren der Löcher und Spurrillen so enorm, dass man Gefahr
läuft im Dreck zu landen. Also Tempo erhöhen, „Augen zu, Arschbacken zusammen“
und sich zwischen Felswand oder Abhang und LKW durchpressen. Wenn die Straße an
manchen Stellen neu erstellt war, geben wir Gas um mit 100 km/h schnell mal ein
paar Kilometer zu machen und wir sind froh die Arme etwas entlasten zu können.
Man muss Vorsicht walten lassen. Die asphaltierte Straße geht manchmal
urplötzlich ohne Ankündigung in Schotter über. Wenn man Pech hat, passiert das
Ganze auch in einer Hochgeschwindigkeitskurve. Ich habe oft Mühe die
Geschwindigkeit rechtzeitig auf das nötige Maß zu reduzieren.
Unser Hotel in Fier. |
Müllentsorgung auf albanisch. |
Wir erreichen Fier gegen 18 Uhr. Diese 85.000 Einwohner
zählende Stadt liegt ca.100 km südlich von Tirana. Wir kommen in eine
südländische quirlige Stadt mit entsprechend chaotischem Verkehr.
Wir finden ein nettes Hotel. Das Reklameschild an der Straße
ist so groß, dass man es unmöglich übersehen kann. Wir stellen die Maschinen
auf dem Hotelparkplatz ab. Mensch und Maschine waren fix und alle. Mit Hilfe
des 14- jährigen Sohnes des Hoteliers, der englisch spricht, können wir einen annehmbaren
Zimmerpreis aushandeln. Das Hotel ist neu, einfach, aber sauber eingerichtet.
Das Badezimmer hat die Größe eines Luxusbades. Waschbecken, Dusche und Toilette
sind in dem großen Bad weiträumig verteilt.
Das Restaurant des Hauses ist geschlossen. Wir lassen uns
ein Restaurant in der Stadt empfehlen, wiederum durch den Sohn des Hauses. Er
beschreibt es mit einer Comicfigur. Nach einem kleinen Spaziergang in der Stadt
finden wir auch das italienische Restaurant im 1.Stock eines Hauses auf dem ein
Dschinni thront. Die Speisekarte können wir nicht lesen. Aber wir bestellen
einfach frei. Manfred und ich einen gemischten Salat und Hans bekommt ein
Schnitzel. Danach wieder zum Hotel und erschöpft lasse ich mich inmitten der
zum trocknen herum hängenden Klamotten ins Bett fallen.
Nach einer Weile fange ich an zu frieren. Ich sammle alles
ein was zum Zudecken taugen kann. Dann kam ein ungutes Gurgeln aus der
Darmgegend. Ich habe eine stressige Nacht zwischen frieren und erschöpfenden
Toilettenbesuchen.
Heute 420 Kilometer.
Montag, 16. April
2012
Am Morgen gehe ich gerädert mit wankendem Schritt nach
unten. Es regnet. Vor dem Hotel treffe ich Manfred, dem geht es genauso
schlecht. Er hatte die gleiche „erschöpfende“ Nacht wie ich. Nach einer Weile
kommt auch Hans, der ist putzmunter. Wir ordern das Frühstück, obwohl ich mir
sicher bin, dass ich keinen Bissen herunter bekomme. Nach einigem hin und her,
wir hatten Verständigungsschwierigkeiten denn der Sohn des Hauses war nicht da,
er ist wahrscheinlich in der Schule, bekommen wir auch das bestellte. Manfred
und ich können nichts essen, nur ein wenig trinken. Während wir auf das
Frühstück warten, gehe ich gegenüber in eine „Pharmazia“ und erstehe dort, bei
einem Apotheker der eher aussieht wie ein Dealer, ein Medikament gegen
Diarrhoe. Das Medikament ordere ich in ausreichender Menge um es mit Manfred zu
teilen. Ich staune nicht schlecht als er einem anderen Kunden, offiziell über
die Theke, Anabolika verkauft.
Wir waren uns einig, das Kapitel Albanien, wegen dem
schlechten Wetter und angeschlagener Gesundheit, hinter uns zu lassen.
Das Gepäck verladen und los geht es. Als ich meine Maschine
abbocke sehe ich wie ein Bauarbeiter winkt. Ich lege seine Zeichen so aus, dass
meine Maschine tief liegt. Ich nicke ihm freundlich zu und bin sogar ein
bisschen Stolz auf meinen Gelände-Touren-Racer. Als ich mich in Bewegung setze,
fühlt sich die Maschine schon sehr eigenartig an. Nachdem ich langsam den Berg
herunter gerollt bin und auf die Hauptverkehrstraße einbiege, weiß ich, was der
Bauarbeiter mit seinen Handbewegungen sagen wollte. Ich habe einen Plattfuß am
Hinterrad.
Was nun? Manfred hatte am Straßenrand jemand gesehen der
eine Standluftpumpe ins Auto lud. Er geht zu ihm und fragt ob er diese Pumpe
mal ausleihen könnte?
Wir haben einen Kompressor geliehen bekommen. |
Man muss sich das vorstellen…..die ehemals staubige
Hauptverkehrsstrasse war durch den Regen mit einer grauen schlammigen Schicht
überzogen….drumherum stehen Schaulustige…. Manfred liegt auf der Straße, hält
den Schlauch am Ventil und ich pumpe.
Hans hat in der Zwischenzeit bei anderen Autofahren
herumgefragt und tatsächlich einen Kompressor organisiert. An die Steckdose im Koffer angeschlossen geht
das Befüllen des Reifen nun locker von der Hand und wir können bald die
ungemütliche Stelle verlassen. Erst mal fahren wir die Straße lang und suchen
eine Werkstatt, die Reifen repariert.
Nach ein paar 100 Metern kommen wir an einer
Zweiradwerkstatt vorbei. Als wir die drei Goldwings vor dem Laden parken und
ich dem Monteur deute dass ich etwas repariert haben will, winkte er vehement
ab und deutet auf die kleinen 50er Mopeds die vor seinem Laden stehen. Er hat
wohl ganz schön Schiss vor den großen Motorrädern.
Ein Stück weiter haben wir dann eine offene Lagerhalle
gefunden. Dort will ich den Reifen halt selbst reparieren. Unter dem Dach ist
es wenigstens trocken. Der Besitzer hat nichts dagegen, wenn wir dort den
Reifen flicken.
Der Übeltäter heißt Spax. |
Bei der Reparatur haben wir "fachkundiges" Publikum. |
Bohren was das Zeug hält. |
Hans befestigt seinen Scheibenwischer den er unterwegs verloren hat. |
Der Grund für den Plattfuß ist schnell gefunden, eine
Spaxschraube. Diese hab ich mir auf dem Hotelparkplatz eingefahren, denn gegenüber
vom Hotel war eine Baustelle . Nun wird gemeinschaftlich gebohrt und gestopft
mit dem genialen Reparatur-Set von Louis.
Nach einer Weile bin ich wieder fahrbereit mit 1bar
CO2-Druck im Reifen. Wir dürfen uns sogar noch die Hände waschen gehen. Manfred
verteilt noch ein paar Kugelschreiber, eh wir uns für die Gastfreundschaft
bedanken und weiterfahren um eine Tankstelle zu suchen, an der ich meinen
Reifen wieder mit ausreichend Druck versehen kann.
Wir kennen die Normalität in Albanien nicht, an Tankstellen
gibt es keine Luft. Nach ein paar vergeblichen Versuchen, schickt man uns zu
einem Autohändler, der hätte Luft.
Endlich Luft! |
Tatsächlich der Händler hat Luft und war auch sofort
hilfsbereit und befüllt meinen Reifen mit Luft. Ich sage ihm 2,8 -3 Bar wären
ok.
Der Händler spricht ein wenig deutsch. Er treibt Autohandel
mit Deutschland und war schon öfters im Raum Düsseldorf und Köln. Er läd uns
noch zu einem Kaffee ein (auf Grund unseres Gesundheitszustands nehmen wir
lieber Wasser) und erzählt, dass die Geschäfte mit Importautos zur Zeit
schlecht gehen. Die Albaner kaufen, seit der Sprit ca. 2 Euro kostet, die
großen Westautos nicht mehr.
Wir verabschieden uns, wollen endlich wieder on the road.
Der Straßenzustand ist mittelprächtig. Der Regen hat
nachgelassen und es tröpfelt nur noch. Hans fährt vor. Er hat wenigstens die
Hauptstraßen auf dem Navi, bei mir nur grauer Bildschirm. Wir kommen an Durres
vorbei. Von hier wäre es auch möglich per Fähre nach Bari zu kommen. Verlockend
bei dem Wetter, aber unser Routenplan lautet anders.
Wir überqueren die Grenze nach Montenegro. Die Grenzer
entledigen sich ihrer Stempelwut in unseren Reisepässen. Wir wollen heute noch
bis ans Meer kommen. Der Regen setzt wieder ein. Es kommen harte Kilometer
durch die Berge. Die Straße ca. 2,50 – 3,00 m breit. Links steiler Fels, rechts
Abgrund meist mehr als 100 m, nichts abgesichert und alles bei sehr schlechtem
Asphalt. Ein Fahrfehler bedeutet garantiert den Absturz. Erschwerend kommen
noch die Wolken dazu, die einem die Sicht auf nahezu null bringen.
Grandiose Kulisse. |
Meinem Motorrad sieht man die Kilometer an. |
Nach endlosen Kilometern, die mit Geschwindigkeiten von
30-35 km/h absolviert werden, haben wir glücklicherweise das Tal wieder
erreicht.
An einer Kreuzung bietet uns ein Mann sein Hotel feil, oder
das seines Schwagers in Budva. Da wir ja ans Meer wollen entscheiden wir uns
für Budva. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir Budva, am Meer. Wir suchen
das Hotel was uns feil geboten wurde, Hotel Fontana, denn es soll nur 50 Meter
vom Meer entfernt liegen. Wir nehmen es, obwohl es nicht so toll war wie es auf
dem Prospekt aussah. Aber ich will nur noch ins Bett. Manfred und ich sind fix
und alle. Ich schlafe sofort für eine Stunde ein.
Der Wecker holt mich aus dem Schlaf. Nach einem leichten
Abendmahl gehe ich wieder auf das Zimmer. Der Schüttelfrost ist wieder da. Die
Heizung auf 30°C und ab ins Bett einkuscheln. Ich telefoniere noch mit Monika
und erfahre, dass am morgigen Dienstag keine Fähre von Dubrovnik nach Bari
geht, sondern erst am Mittwoch.
Heute 320 Kilometer.
Dienstag, 17. April
2012.
Heute wollen wir nach Dubrovnik, um zu sehen ob nicht doch
eine Fähre geht. Es regnet wie aus Kübeln.
Nach einem spärlichen Frühstück, bestehend aus zwei
Spiegeleiern, wird gepackt und los geht’s. Manfred und mir geht es immer noch
sehr schlecht. Manfred hat im letzten Moment seinen Kulturbeutel wieder
gefunden, den er schon gestern Abend verzweifelt gesucht hat. Er war schon in
dem Glauben, dass er ihn im letzten Hotel liegen gelassen hat. Aber er hat den
Kulturbeutel nur unter einen bodenlangen Vorhang
gekegelt.
Hotel Fontana in Budva. |
Wir machen uns bei strömenden Regen auf den Weg nach
Dubrovnik. An der nächsten Tankstelle machen wir halt um die Luft in meinem
Hinterrad zu kontrollieren, denn die Reparatur des Reifens musste im Auge
behalten werden. Bei der Prüfung traue ich meinen Augen nicht. Das Gerät zeigt
mehr als 4 bar an. Ich schaue ungläubig auf das Manometer. Ob das wohl stimmt?
Aber ich lasse den Druck auf 3bar ab, mit einem schlechten Gefühl.
Überflutete Fahrbahn am Flugplatz bei Tivat. |
Unglaubliche Wassermassen kommen vom Himmel. An einem
Flughafen bei Tivat war die Straße kniehoch überflutet. Nach einigen Bedenken
machen wir uns auf den Weg durch die Fluten. Das Wasser wird rastenhoch
durchpflügt, immer darauf achtend, dass einem nicht ein entgegen kommender mit
seiner Flutwelle erwischt.
Das Fährtiket ist schon aufgelöst. |
Die Sicht ist durch Starkregen sehr eingeschränkt. |
Nach drei Stunden erreichen wir Dubrovnik. Die Fähre legt
tatsächlich erst am Mittwoch ab.
Lepante |
Hotel Lapad, Dubrovnik. |
Hotel Lapad bei Nacht |
Hafen bei Nacht |
Hotel Lepad bei Tag |
Dobrovnik |
Hafen Dobrovnik bei Tag |
Da wir pladdernass waren, die Goretex-Kleidung hat ihren
Dienst schon lange aufgegeben und ist komplett durchgeweicht, wir außerdem
dringend Erholung brauchen, wollen wir uns etwas gönnen. Ich halte an dem
4****Hotel „Lapad“ direkt am Hafen in Dubrovnik. Für den Sonderpreis von 58
Euro bekommen wir herrliche Zimmer, Luxus pur. Erst mal ausziehen und alles zum
trocknen im Zimmer verteilen. Es ist 14 Uhr, viel Zeit zum Entspannen und
Erholen. Zeit um den Bericht für die letzten 3 Tage zu schreiben. Heute nur 100
Kilometer. Morgen geht die Fähre erst um 22 Uhr. Vielleicht regnet es morgen
nicht und wir können uns noch etwas die Stadt ansehen. Am Abend noch eine
kleine Runde durch das Hafengebiet laufen um eine Pizzeria zu finden. Nachdem
serviert wurde und eine ¼ Pizza später, stelle ich fest, dass die Idee mit der
Pizza doch nicht so gut ist, mein Magen und Darm rebelliert.
Mittwoch, 18. April 2012
Der Tag in Dubrovnik. Die Sonne scheint in der Intensität
das erste Mal auf unserer Tour. Wir genießen unser Frühstück in unserer
Luxusherberge „Hotel Lapad“ ein Hotel im venezianischen Stil erbaut.
Luft prüfen. |
Wir haben den ganzen Tag Zeit. Als erstes fahren wir zum
Büro der Fährgesellschaft „Jarolinaline“ um unsere Tickets zu holen. Als das
erledigt ist, will ich zu einer Tankstelle um den Luftdruck zu kontrollieren.
An der Tankstelle nehme ich den Luftprüfer und kontrolliere den Druck im
Hinterreifen, immer noch 3,4 bar. Mein albanischer Autohändler hatte es sehr
gut mit mir gemeint und mehr als 4 bar auf den Reifen gegeben. Ein Wunder, dass
der Reparaturstopfen nicht rausgeflogen ist.
An der Tanke treffen wir auch die zwei Radfahrer vom Vortag
wieder. Sie haben die Schnauze voll, freuen sich zwar über den herrlichen
Sonnenschein am heutigen Tag, aber morgen soll es wieder regnen. Sie wollen
lieber abbrechen und mit einem Flugzeug die Heimreise antreten.
Wir fahren noch in eine Waschbox am Flughafen um unsere
Goldwing dem Sonnenschein entsprechend wieder etwas Glanz zu verleihen.
Danach
mit den nun wieder strahlenden Maschinen fahren wir eine Runde durch Dubrovnik.
Wir machen halt an der Pizzeria in der wir am Abend gegessen haben. Auf dem
Dachgarten des Restaurants genießen wir den Ausblick und schauen dem Treiben im
Hafen zu und geben die Hoffnung nicht auf, dass es uns gesundheitlich bald
etwas besser gehen wird.
Am Nachmittag drehen wir noch eine schnelle Runde auf
perfekten Straßen und bei Sonnenschein durch das Umland. An einer kleinen Bar
am Meer nehmen wir einen Cappuccino und ich schließe Freundschaft mit einem
Hund der mich unbedingt bespringen will.
Wir sind gegen 20 Uhr am Fähranleger und warten auf das
Einschiffen. Durch den Zoll nun auf das Schiff. Das Verzurren übernimmt das
Ladepersonal. Rauf auf das Deck und die Ausfahrt beobachten. Vorbei an der Aida
„Aura“, die am späten Nachmittag in Dubrovnik angelegt hat.
Als das Schiffsrestaurant geöffnet hat nehmen wir unser
Abendessen ein. Da draußen wegen Dunkelheit nicht viel zu sehen ist, begeben
wir uns in den Ruheraum. Jeder versucht im Sessel eine bequeme Stellung zu
finden um etwas Schlaf zu bekommen.
Donnerstag, 19. April 2012
Der Morgen bricht an, die ersten Lichtstrahlen dringen in
den Raum, es ist ca. 6 Uhr. Ich schäle mich aus dem Liegesessel. Wenig
geschlafen, ich fühle mich gerädert. Es war schon sehr unbequem so zu schlafen.
Ich gehe an Deck um etwas frische Luft zu schnappen, vielleicht hilft das. Es
ist windig und wolkig. Nach einem Deckrundgang mache ich kleine Katzenwäsche
auf der Toilette. Mein Darmproblem begleitet mich noch weiter.
Nach dem Frühstück wieder an Deck um ein paar Fotos zu
machen, Land ist in Sicht. Vorne am Bug weht nicht nur ein Wind, was da einem
entgegenweht ist schon ein ausgewachsener Sturm. Irgendwie kommen Gedanken an
eine Filmszene aus dem Film „Titanic“ hoch, als das Pärchen vorne am Bug im
Wind steht und glaubt fliegen zu können.
Ankunft in Bari (Italien). |
Nach dem Anlegen in Bari gehen wir zu den Motorrädern. Das Gate geht auf und wir fahren nach draußen auf das Hafengelände, es fängt an zu regnen.
Mir tut mein Kiefer weh, ich glaube ich habe heute morgen an
Bord Zug gekriegt….. das auch noch.
Am Hafen noch schnell den Tank voll gemacht, schon wieder so
schweineteuer. Hinter Bari geht es durch eine von Ackerbau geprägte Ebene nach
Campobasso. Im Hintergrund sieht man schon die Berge der Abruzzen. In
Campobasso angekommen ist meine Stimmung auf dem Tiefpunkt angelangt. Müde,
Unwohlsein im Darm, Kieferschmerzen und jetzt auch wieder Rückenschmerzen und
es regnet. Wir nehmen die schönen Gebirgslandschaften der Abruzzen nicht so
war, wie es von mir gewünscht war.
Die Abruzzen. |
Regenklamotten wieder ausziehen. |
Wir schwingen auf den Goldwings immer weiter über
Gebirgshöhen und tiefen Tälern. Wir kommen an Salmone und Rieti vorbei. Dann
die Schwierigkeit den nächsten Punkt ins Navi einzugeben. Wie soll man L´
Aquilla ins Navi eingeben? Nach einigem Suchen in der Städteliste im Navi werde
ich fündig. Die Pause bringt die persönliche Stimmung nicht höher. Wir schaffen
es heute bis nach Terni. Terni liegt in einer Ebene am Fluss Nera, 100 km
nordöstlich von Rom, 40 km nordwestlich von Rieti.
Ab dem frühen Nachmittag hat es glücklicherweise nicht mehr
geregnet und unsere Klamotten sind bis auf die Handschuhe einigermaßen trocken.
Die Hotelsuche gestaltet sich spannend. Alle auf dem Navi
gelisteten Hotels gibt es nicht mehr oder sind in einem katastrophalen Zustand.
Aber nach einigem Suchen haben wir Glück. Das „Hotel de Paris“ kreuzt unseren
Weg. Wir buchen Zimmer und bekommen sogar einen Garagenplatz. Das Hotel
entspricht nicht mehr ganz seinem klangvollen Namen. Es hat schon bessere Jahre
gesehen und die liegen schon weit zurück, aber es strahlt einen nostalgischen
Charme aus. Abends wollen wir noch ins Zentrum. Der Empfangschef erklärt uns
den Weg anhand einer Karte die auf einem Platzdeckchen aus Papier aufgedruckt
ist. Ich stecke die „Karte“ vorsorglich ein. In der Altstadt ist es schwierig
ein Lokal zu finden, es gibt entweder Schnellpizzerien oder McDonald. Es sind
viele Leute unterwegs, die in der riesigen Fußgängerzone ihren Abendbummel
machen. In einer kleinen Seitenstraße entdecken wir ein Restaurant, wir rein.
Als wir rein kommen und förmlich empfangen werden, gibt man uns keine
Speisekarte sondern liest sie uns vor und erklärt uns die Gerichte nebst den
verwendeten Gewürzen. Ich komme mir vor wie bei Johann Lafer auf der Stromburg.
Das Essen kommt und es war so lala. Resümee:
Pseudo-Nobelschuppen.
Als wir aus dem Lokal gehen regnet es in strömen, keine
Ahnung wo wir sind und in welche Richtung es zum Hotel geht. Glücklicherweise
habe ich ja die "Karte" eingesteckt. Aber ohne Straßennamen an den
Häusern oder auf Schildern nützt sie auch nichts. Leider sind durch den Regen
auch kaum noch Leute auf der Straße. Als wir endlich jemand finden schickt er
uns genau in die verkehrte Richtung.
Nach einigen Irrläufen haben wir das Hotel doch noch
gefunden. Als wir ins Hotel kommen sind wir bis auf die Haut durchnässt.
An diesem Abend ist die Entscheidung gefallen, Manfred und
ich wollen auf dem direkten Weg nach Hause.
Heute 540 Kilometer.
Freitag, 20. April 2012
Der Morgen hat was, es tröpfelt nur. Auf geht´s durch
Umbrien. Die Landschaft hat schon einen toskanischen Einschlag. Perugia und
Cesena liegen auf unserem Weg. Am Himmel droht uns wieder Ungemach.
Pechschwarze Wolken in Richtung Bologna.
Man sorgt mal wieder für gute Sicht. |
Umbrien |
Wieder mal ein Cappucino. |
Kurzfristig entschließen wir uns auf
die Autobahn zu wechseln. Bei Bologna erwischt es uns auch wieder, es kübelt
mal wieder. Vor Modena fahren wir eine Rasstätte an um zu tanken, Aus den
Handschuhen tropft das Wasser. Wir gehen in eine angeschlossene Cafeteria um
vielleicht das Ende des Schauers abzuwarten. Unter dem Tisch an dem wir Platz
nehmen sammelt sich eine ansehnliche Pfütze. Die Bedienung kann sich ein
Grinsen nicht verkneifen. Nach dem Regen telefoniert Hans noch mit der Schweiz
um zu erfahren wie dort das Wetter ist. In der Schweiz ist das Wetter auch
nicht besser und Hans entscheidet sich mit uns nach Hause zu fahren. Wir
bleiben auf der Autobahn bis Bozen.
Hurra, Südtirol wir sind da. |
Eingeparkt für die letzte Nacht. |
Die Berge und Landschaften in Südtirol sind
wie immer ein Traum. Über Meran fahren wir bis Partschins und nehmen ein
schickes Hotel am Straßenrand. Hier wird also unser letzter gemeinsamer Abend
stattfinden, denn wir sind uns sicher, dass wir Morgen die restlichen Kilometer
bis zur jeweiligen Heimstadt schaffen.
Nach einem leckeren Essen, Bier, Obstler, Willi und nicht zu
vergessen einigen „Charly´s“ gehen wir zu Bett.
Samstag, 21. April 2012
Am Morgen blinzelt die Sonne durch Fenster. Ich stehe auf
und sehe hinaus. Da kann man nur „boah!“ sagen. Was gestern alles
wolkenverhangen und sichtbehindert durch Regen verborgen geblieben war, zeigt
sich nun in seiner vollen Pracht. Die aufgehende Sonne strahlt auf die noch
schneebedeckten Berge.
Ein unglaublich schönes Panorama breitet sich vor meinen
Augen aus. Ich war zwar schon oft in Südtirol und auch speziell hier im
Vinschgauer Tal, aber ich weiß schon jetzt, dass ich hier wieder hin muss.
Nach dem Frühstück an dem ich meine heiß erwarteten
„Vinschgerl“ nicht bekommen habe, verstaue ich das Gepäck zum letzten Mal auf
meine Honda Goldwing GL1800. Dieses Motorrad schätze ich immer mehr.
Unglaubliche Strapazen hat diese Maschine klaglos überstanden. Die letzten 800
Kilometer sind ja fast nur noch ein Spaziergang für die Maschine.
Ich schwinge mich in den Sattel und wir fahren durch das
Vinschgauer Tal, durch die herrliche Bergwelt, bei schönem Wetter und
grandioser Fernsicht. Am Reschensee bei der ehemaligen Ortschaft Graun machen
wir halt um den markanten Punkt in Augenschein zu nehmen. Der Kirchturm der
Gemeinde Graun steht als Mahnmal im Wasser. Er ist das einzige Gebäude was vom
Ort übrig blieb als man den Stausee geflutet hat. Lange bleiben wir nicht. Es
ist lausig kalt. Die Temperatur pendelt so um den Gefrierpunkt.
Graun am Reschensee |
Graun |
Weiter geht es nach Österreich, der Fernpass ist nicht mehr
weit. Es kommt wie es kommen muss. Am Fernpass kurz vor dem „Zugspitzblick“
erreicht uns ein kleiner aber wirklich nur kurzer Regenschauer.
Am „Zugspitzblick“ machen wir halt um die gute Sicht
auszunutzen. Die Zugspitze habe ich von diesem Punkt noch nie so klar gesehen
wie heute. Bei der Abfahrt bin ich auf einmal von einer Gruppe Chinesinnen
umringt die unbedingt Fotos mit mir und meiner Maschine machen wollen. Lächelnd
entspreche ich ihren Wünschen.
Wir genießen noch einige Kilometer die Bergwelt.
Fernpass. Im Hintergrund die Zugspitze. |
Der Blindsee. |
Über
Landeck, durch den Leermoostunnel erreichen wir Deutschland und die Autobahn
bei Füssen. Nun hat uns die Heimat wieder und der strahlende Sonnenschein ist
auch passe´. Wir fahren die A7 bis wir uns am Biebelrieder-Dreieck trennen. Den
Rest auf der A3 fahre ich allein und damit ich keine Entzugserscheinung
bekomme, hat der Himmel ein Einsehen und bedenkt mich ab und zu mit einem
kräftigen Regenschauer.