Samstag, 19. Mai 2012

Tour der Leiden - Ritt ins Land der Skipetaren




Es ist der 10. April 2012, ein Tag nach Ostern. Heute geht es wieder los, unsere Jahrestour beginnt.
Tage vorher alles geprüft; Öl, Reifen, Bremsen, Licht. Alles verstaut und noch mal kontrolliert um nichts zu vergessen. Wichtiges sind Fotoapparat und Filmkamera und genug Speicherchips um Euch, Leser des Buchs, nach der Reise an unseren Erlebnissen teilhaben zu lassen.
Es ist 7:30Uhr. Alles verstaut, los geht´s, Start Richtung Südost zu Hans, dort haben wir uns verabredet.
Eben noch tanken, 20 Liter für 1,72€, bezahlen - oha! - wo ist meine Kreditkarte? Im Portmonee genestelt, den Brustbeutel rausgezogen, nichts! Bar bezahlt. Und wieder nach Hause, da ist Sie, die glorreiche Goldene. Jetzt aber los nach Ottrau.
Dafür, dass es gestern am Ostermontag den ganzen Tag geregnet hat, ist am heutigen Tag moderates Wetter. Straße nass von oben trocken.
Als ich in die Nähe von Alsfeld komm, lugt sogar die Sonne zwischen den Wolken hervor.
Großes Hallo bei Hans, Manfred ist schon da. Zwei Tassen Kaffee und die Tour geht los.

Start der gemeinsamen Tour in Ottrau.
Eine schöne Reise durch die Rhön und den Thüringer Wald. In Kronach bei einer Kaffeepause noch kurz mit Moni telefonieren.
Pause bei Kronach.
Den Ansagen des Navi´s folgend fahren wir bis nach Pilsen. Nun heißt es Hotelsuche, wobei wir uns das erste mal verloren haben. Bei dem Versuch mit Manfred per Handy Kontakt aufzunehmen bemerke ich, dass mein Handy keine Netzverbindung herstellen kann. Ich hoffe, dass sich das Handy in Ungarn wieder normal ins Netz einloggt um wieder telefonieren zu können.
Wir sind im Hotel “Victoria“ untergekommen für 45€ incl. Frühstück. Na ja, alles da, habe schon schlechter gewohnt.
Heute ca. 690km.

Blick aus dem Hotelfenster. Bahnhof in Pilsen.
Gedenktafel an den Einmarsch der Amerikaner in Pilsen.

Lokal in Pilsen
Salat müßte reichen

Pizza wie immer.
Ob sich da nicht besseres findet?

Mittwoch, 11.April 2012
Nach einem guten Frühstück die Taschen gepackt und die 100 Meter zum Hotelparkplatz geschleppt, wo wir unsere Maschinen für die Nacht geparkt haben. Manfred unser Logistikwunder hat natürlich am wenigsten zu tragen. Er hat erstaunlicherweise immer alles was er braucht in einer Tasche.


Heute fahre ich vorne. Bei leichtem Sonnenschein fahren wir durch die tschechischen Landschaften nach Budweis. Wir machen auf dem historischen Marktplatz von Budweis unseren ersten Halt. Kaum haben wir geparkt, werden wir von einem netten deutschen Ehepaar über unsere Maschinen angesprochen. Auf die Frage, ob wir hier Urlaub machen, erzählen wir unser Vorhaben, die Balkanroute zu fahren. Das hat sie sehr beeindruckt und sie zollen uns Respekt für unser Vorhaben.

Marktplatz in Budweis.
Kleine Rast.
Etappenplanung bei Sonnenschein.
Nach einer kleinen Verschnaufpause bei einem Capuccino reisen wir über die österreichische Grenze Richtung Wien. Nach der Überquerung der Grenze das Handy kontrolliert… und siehe da alles wieder in Ordnung. Dem täglichen Gespräch mit der Heimat steht nichts mehr im Wege. Es geht durch die Wachau, eine Landschaft in Niederösterreich, das Tal der Donau zwischen Melk und Krems an der Donau und liegt etwa 80 Kilometer westlich der Bundeshauptstadt Wien. 
Auf unserem Weg kommen wir an einer imposanten Burg vorbei. Burg Kreuzenstein ist eine neu aufgebaute mittelalterliche Burganlage bei Leobendorf in Niederösterreich, wenige Kilometer nördlich von Wien.

Burg Kreuzenstein

Nach einem Stopp in Stockerau mit kleinem Imbiss geht die Reise weiter. Bei Hainburg überqueren wir die Donau und dann über die Grenze in die Slowakei nach Bratislava.

Donauüberquerung bei Hainburg.
Hainburg




Stadttor in Hainburg







Wir kommen in Bratislava zur Rushhours an. Bei dem Verkehrsaufkommen beschliessen wir, nicht in die Innenstadt, sondern lieber noch eine Stunde Richtung Balaton zu fahren.
 Gegen 17:00 Uhr erreichen wir Györ, wir sind in Ungarn. Hier soll unser Tagesziel sein. Wir fahren, wie kann es auch anders sein, in eine Fußgängerzone und halten vor einem kleinen Hotel in der Altstadt und fragen nach Zimmern. Die Zimmer sind klein, aber für eine Nacht ok. Die Motorräder werden auf dem Hof einer Pension geparkt, 5 Min vom Hotel entfernt.
Hotel Kucko in Györ.
Györ. Denkmal für Kisfaludy Karoly
Györ Platz vor dem Karmelitenkloster

Es fängt an zu regnen. Auf dem Weg zurück besichtigten wir die Altstadt und haben uns verlaufen. Nach einigen Nachfragen mit Schwierigkeiten sprachlicher Art, können wir uns wieder orientieren.




Marktplatz in Györ
 


Bei einem pizzamäßigen Abendessen lassen wir unseren zweiten Reisetag ausklingen.
Heute 500 Kilometer.

Donnerstag, 12. April 2012
Heute nach dem Aufstehen aus dem Fenster geschaut, es regnet.
Also in die Klamotten, zu Fuß die 5 Minuten zum Abstellplatz der Motorräder. Die nassen Planen von den Motorrädern genommen, die tröstenden, bedauernden Worte der Pensionswirtin im Ohr. Die Maschinen durch die Fußgängerzone vor´s Hotel gefahren. Gepäck verstaut und dann erst einmal frühstücken. Das Wetter wird nicht besser, also los.









Auf nach Balatonfüred, beziehungsweise nach Tihany, eine Halbinsel und Ort im Norden vom Plattensee. Bis dort hin sind es 100 Kilometer. Auf der Halbinsel wollen wir die Fähre auf die Südseite vom Plattensee nehmen.
Nach einer nassen Fahrt über eine Puszta ähnliche, flache von Landwirtschaft geprägter Landschaft kommen wir nach Tihany zur Fähre. Dort haben wir noch 45 Min. Zeit bis zur Überfahrt. Der Balaton verbirgt seine Schönheit in einem diesigem Grau. Der Regen hat aufgehört. Dies sollte aber nur eine kurze Regenpause sein. An einem Kiosk nehmen wir noch einen Capuccino ein. Es bleibt noch Zeit um ein paar Fotos zu schießen. Dann ist es Zeit auf die Fähre zu fahren. „Fährmann hohl über“.

Der Balaton oder auf deutsch der Plattensee.







Auf der anderen Seite angekommen schlagen wir den Weg nach Siofok ein. An einem Bahnübergang müssen wir ziemlich lange auf den Zug warten. Der Zug ist eine uralte Lok, die einen Schwerlasttransport durchführt. Dieser Zug bewegt sich mit seiner Last höchstens mit 1 -2 Stundenkilometer vorwärts. Kein Wunder, dass wir so lange warten müssen. Auf dem Weg in die Stadt kommen wir an einem Gelände vorbei auf dem man altes Kriegsgerät besichtigen kann. Es ist erstaunlich was manche Leute so sammeln.

Kriegsgeräteaustellung in Siofok.
In Siofok fahren wir am Seeufer entlang, durch eine lange Reihe Blockhäuser in Gartenhausgröße, die Souvenirstände, Cocktailbars oder Bierstände enthalten. Wir sind am „Ballermann“ vom Balaton. Vor 22 Jahren, als ich das erste mal hier war, sah es noch etwas anders aus. Aber vieles habe ich wiedererkannt. In meinem Geist spielte sich ein Dejavue der damaligen Ereignisse ab.
Als wir das Hotel „Europa“ erreichen, was ich unbedingt sehen will, bin ich etwas enttäuscht. Es ist geschlossen. Scheinbar öffnen sie das Hotel, wie früher, erst ab Mai.




Es regnet wieder. Nachdem wir wieder eine kleine Ewigkeit an einer Bahnschranke warten müssen, kam unsere langsame Lok jetzt hier vorbei. Sie hat mittlerweile die Innenstadt erreicht. Als sie endlich durch ist, können wir unsere Reise fortsetzen.
Die Landschaft ist in Ungarn nicht besonders abwechslungsreich. Endlose Getreide- und Rapsfelder säumen die Strasse.
An Pecs vorbei, der Regen hat aufgehört, erreichen wir die kroatische Grenze. Nach kurzem Blick in den Reisepass können wir ungehindert einreisen.









Am Nachmittag erreichen wir Osijek. Wir haben uns entschlossen hier zu übernachten. Die Hotelsuche gestaltete sich etwas schwierig. In der alten Stadt scheinen die Kriegsschäden schon entfernt zu sein und die günstigen Hotels gleich mit. Entweder wird uns von dem Etablissement abgeraten oder es ist zu teuer.
Nach einer Weile finden wir das Hotel „Zentral“ mitten in dem Fußgängerbereich der Stadt. Diese ganze Sucherei hätte auch schneller gehen können. Dieses Hotel hätte ich sehen können als ich ein paar Aufnahmen von dem Platz und der Kirche gemacht habe, als wir angekommen sind. Aber, habe ich nicht.
Wie kann es anders sein, wir fahren in die Fußgängerzone, Motorrad abstellen, Zimmer buchen und die Motorräder durch die Hotelhalle fahren um sie auf einem kleinen Innenhof für die Nacht abzustellen.
Nach einem Stadtbummel bis zum Ufer der Drau finden wir ein verstecktes Lokal mit leckerem Essen nach bester „Jugo“-Tradition. Danach noch einen „Charly“ und ab zum Matratzenhorchdienst.
Heute 350 Kilometer.

Freitag, der 13. April 2012.

Heute ist zwar Freitag der dreizehnte, aber wir sind ja nicht abergläubig.




 

Nach einem dürftigen Frühstück haben wir unsere Motorräder wieder durch das Hotel in die Fußgängerzone gefahren und sagen bye bye zu Osijek -  und kurze Zeit später auch zu Kroatien -  wir sind in Serbien.

Nach Novi Sad geht es durch ein Naturschutzgebiet. Einige kleine Passstraßen geben das erste mal eine Abwechslung von den vielen hügellosen Ebenen in Ungarn und Kroatien. Immer Richtung Süden. 100 Kilometer vor Kraljevo fahren wir das erste mal richtig durchs Gebirge mit tollen Passstraßen, leider nicht immer in gutem Zustand. Schöne Aussichten belohnen die Strapazen. Die Fernsicht ist ok, da es heute, noch nicht geregnet hat.




Unterwegs will uns ein Serbe, der uns schon eine ganze Weile aus seinem Auto begeistert winkend immer wieder überholte, laut seiner Aussage Restaurantbesitzer, zu Essen und Bier einladen. Dieses Angebot ist verlockend, aber wir lehnen ab. Wir wollten noch die nächste größere Stadt erreichen, am Himmel drohen nämlich schon wieder dunkle Wolken.
Ankunft am Hotel "Turist" in Kraljevo.





 In Kraljevo haben wir im Zentrum ein Hotel gefunden, „Hotel Turist“.  Zimmer gebucht, die Motorräder geparkt, die Planen drauf, der Regen geht los. Viel Regen.
In dem Hotel werden auch Massagen angeboten. Ich würde gerne eine buchen, da mich immer nach drei Stunden Fahrt schlimme Rückenschmerzen plagen. Leider sind keine Termine mehr frei.
Schnell noch die Plane drauf.
Nach einem kleinen Stadtbummel im Regen nehmen wir im italienischen Dachrestaurant des Hotels ein leckeres Abendessen ein. In der Hotelbar lassen wir den Abend ausklingen.
Heute 420 Kilometer

Kurz vor dem Regen






















Samstag 14. April 2012
Es regnet immer noch. Wir machen uns auf den Weg ins Kosovo. Die Straßen sind auf  „Na-ja“-Niveau. Auf den Straßen bewegt sich eine schrille Mixtur aus modernen Westautos und übrig gebliebenen Ostblockfahrzeugen, bestehend aus alten Yugos, kleinen Tomos-Mopeds und IMT-Traktoren. Wir fahren auf der 22 über Rasca immer weiter nach Süden. Der Grenzübertritt ist problemlos. Ein Stück weiter wieder eine Kontrolle. Ein Kontrollpunkt der besonderen Art. Überall Zäune und Stacheldraht. Militär. Vorsichtig rollen wir an den Grenzübergang. Wir sind an dem Kontrollpunkt der KFOR. Seit dem Kosovokrieg 1998-99 kontrollieren die KFOR-Truppen das Kosovogebiet. Es gibt immer noch Unruhen im Gebiet Nordkosovo,  denn beide Bevölkerungsgruppen, Serben und Albaner, beanspruchen die Hoheitsrechte.
Ankunft am Grenzübertritt zum Kosovo.
Die KFOR-Soldaten fragen wo wir hin wollen? Hier ist noch Kriegszustand und an einem solchen Kontrollpunkt beschleicht einen schon ein komisches Gefühl.
Ein KFOR-Soldat (Bulgare) fragt immer nach unserer Insurance. Erst wusste ich nicht, was er meinte. Später komme ich dahinter, dass es um die grüne Versicherungskarte geht, aber ich habe ja meine dabei. Er meint nur, dass es bei Polizeikontrollen Probleme geben könnte. Der Norweger und der Deutsche grüßen und wünschen uns eine gute Fahrt. Ein Dreh am Gasgriff, los.
Immer wieder kommen wir durch Straßensperren von irgendwelchen Milizen, gemacht aus Dreck- oder Sandhügeln oder Steinhaufen garniert mit Stacheldraht mit Unterstand. Dadurch ist die einfache Durchfahrt nicht möglich, man muss Slalom durch die angelegten Sperren fahren. So sind alle Stadt- und Ortseingänge gesichert. Unterwegs treffen wir auch auf eine KFOR-Patrouille die schwer bewaffnet ihre Kontrollfahrt macht. Auch das strahlt eine gewisse Bedrohlichkeit aus.
Wir bleiben der M2 über viele Kilometer treu, immer auf Pristina an. Auf der M2 umgibt uns eine Mischung aus Pferdekarren, Wartburgs, MAN-Lastern und superschnellen West-Limousinen, die mit einem kurzen Blitzen der Lichthupe die klapprige Konkurrenz kurzfristig an den Straßenrand fegen.
In den Orten wehen aus den Fenstern Fahnen, rechts albanische, links serbische und ab und zu auch die Kosovarenfahne. Es beschleicht einen ein bedrückendes Gefühl, wenn man mit dem offenen Konflikt konfrontiert wird. Mit der Frage, ob wir in Pristina übernachten sollen, habe ich wohl einen schlechten Vorschlag gemacht. Hans meint nur: “Hier übernachte ich nicht, ich will aus diesem Land schnell hinaus“.
Die Straßen werden schlechter. In der Nähe der Stadt Kacanik war auf einmal die Straße komplett durch einen Erdwall mit Stacheldraht gesperrt. Nicht eine Straßensperre wie wir sie schon kannten, sondern eine ohne Durchfahrmöglichkeit. Dahinter fehlt die Brücke.
Hier wurde die Brücke gesprengt.


Wir fahren bis zu einer Kreuzung zurück und fragen einen Passanten nach dem Weg. Er deutet, dass wir in die Stadt fahren müssen, dort wären zwei Brücken über den Fluss, wir sollen die zweite nehmen. Die Beschreibung ist etwas ungenau und ich vertraue meinem Navi. Es wird mir schon einen Weg weisen. In der Stadt kommen wir an eine Brücke an der viele Milizen rumlungern. Aus Geröllhalden ragen Eisenträger in die Luft. Das war wohl meine anvisierte Brücke gewesen. Ich frage einen der umstehenden Leute wo eine noch intakte Brücke wäre. Er erklärt mir mit Händen und Füßen, dass ich einer kleinen Gasse folgen soll, da würde ich an eine Brücke kommen. Wir zwängen uns durch die schmale Gasse mit grobem Kopfsteinpflaster, die nur so breit ist, das ein Eselfuhrwerk durchpasst. Am Ende kommen wir auf eine breite Straße die auf eine Brücke führt. An der Brücke steht die Polizei. Es sieht so aus als würde sie die Brücke bewachen. Der Polizist stoppt mich und fragt wo wir hin wollen. Ich erkläre ihm, dass wir nach Mazedonien wollen. Er weist mir noch den Weg zurück auf die M2 und lässt uns passieren.



Beim Grenzübertritt nach Mazedonien fragt der Zollbeamte nach der grünen Versicherungskarte. Er blickt auf das Papier und sagt: “Ist kaputt“. Er meint die Versicherungskarte ist nicht mehr gültig, obwohl sie laut Datum noch einen Monat gültig ist. Er schickt mich zu einem Container. Dort winkt schon einer mit einer Insurance. Er will 75 Euro haben. Nach dem ich mich beschwere, dass das doch ein bisschen viel ist für einen Tag, lässt er sich auf eine 10-tägige Versicherung für 50 Euro herunterhandeln. Ich glaube das war der Normalpreis. Er ist sogar etwas angesäuert, dass ich ihm nur 2 Euro Trinkgeld gebe für seinen Beschiss. Hans muss auch bezahlen, weil das Gültigkeitsdatum seiner Versicherungskarte unleserlich sei. Shit happens.
Nun heißt es am Gas drehen. Wir wollen versuchen Bitola zu erreichen. Das bedeutet noch ganz Mazedonien zu durchqueren.





Auf einer Passhöhe treffen wir auf ein Fahrzeug mit Wuppertaler Kennzeichen. Wir kommen ins Gespräch. Es ist ein Mazedonier mit seinem Sohn der schon seit 40 Jahren in Deutschland lebt. Sie sind auf dem Weg in den Urlaub, in ihr Heimatland. Er empfiehlt uns noch die Seen bei Ohrid und Struga zu besuchen. Ich erkläre ihm, dass wir am nächsten Tag an den genannten Stellen vorbei kommen.
Wir sind in Bitola.


Hotel "Epinal" in Bitola.

Um 18:00 Uhr sind wir in Bitola. Wir quartieren uns in dem Hotel ein in dem wir schon vor drei Jahren übernachtet haben, das „Epinal“. Abends lassen wir uns das uns bekannte Steak schmecken.
Dann besuchen wir die Flaniermeile. Als wir ankamen war hier nichts los. Jetzt um ca. 21:00 Uhr ist es rappelvoll. Hauptsächlich junge Leute laufen die Strasse auf und ab, an unendlich vielen Straßencafes und Restaurants vorbei, nach dem Motto sehen und gesehen werden. Ein Flair, vergleichbar mit der Düsseldorfer Altstadt.
Heute 520 Kilometer.

Sonntag, 15. April 2012
Blick nach draußen, es regnet wieder. Heute wollen wir Albanien erreichen. Den Anlasser gedrückt und der Sechszylinder nimmt seine Arbeit auf, zuverlässig wie immer. Trotz der nun schon tagelang andauernden Regenschauern lassen wir uns die Laune nicht vermiesen.
Fröhlich schnurrt die Wing durch die Berge des Naturschutzgebiets zwischen Ohrid und Struga.
Unsere Navi´s haben aufgegeben, Albanien ist auf den Karten nicht verzeichnet. Wir nähern uns der albanischen Grenze und versuchen an einer Tankstelle noch eine Landkarte vom Nachbarland aufzutreiben. Glück gehabt, im Regal steckte noch eine Karte von Albanien mit einer relativ guten Auflösung.
Grenzbefestigung an der albanischen Grenze.


An der albanischen Grenze bestaunen wir die Befestigungsanlagen (Bunker) des alten Regimes von Enver Hoxha.



 
Die Straße SH3 führt uns an einem der Seen entlang. Von oben sehen wir auf einen wunderschönen gepflegten Ort (zu mindestens von weitem), Lin. Es hatte auch aufgehört zu regnen, aber bei richtigem Sonnenschein wäre der Ausblick auf den See noch schöner gewesen.
Ab Kosec wird die Straße zur SH75. Die einstmals schöne Straße bekommt hinter Kosec immer mehr Kreisstraßenniveau. Mit jedem Kilometer wird es einsamer. Wir kommen durch halb entvölkerte, heruntergekommene Orte. Am Rand ein paar kleine Bars und Läden die versuchen gegen Leere und Verfall anzukämpfen. Wir kommen besser voran als gedacht. Der Straßenzustand ist zwar häufig dramatisch schlecht und ein einziger Schlaglochparcour, doch die Beschilderung ist gut. Die Tafeln mitunter vor Rost kaum mehr am Pfosten haltend, weisen die Richtung.
So kommen wir nach Leskovik. Deren Randzone ist geprägt von Plattenbau und trostlosen Industrieruinen. Wir sind froh es bis hier hin geschafft zu haben. Es ist unglaublich was unsere GL1800 alles so wegsteckt. Unsere Moral ist gut und straßenmäßig konnte es ja nur besser werden.

Albanische Impressionen.




Industrieruinen begleiten unseren Weg in Albanien.
An einer großen Kreuzung haben wir gestoppt um den Weg in unserer erworbenen Albanienkarte zu kontrollieren. Man kann sich in Albanien kaum verfahren. Es gibt nur eine Art Ringstrasse durch den Süden Albaniens. Alle anderen Straßen sind endlich.
Da wir aber an einem Kreisverkehr sind an dem keine, oder von uns nicht identifizierbare Beschilderung die richtige Straße weist, versuchen wir den richtigen Weg auf der Karte zu finden. Aber die Recherche bringt kein eindeutiges Ergebnis. Ich halte einen vorbeikommenden Albaner an und erkundige mich nach dem Weg. Er deutet mir die Straße links aus dem Kreisverkehr zu nehmen. Dort würden wir nach Permet kommen.



Nachdem wir in die angewiesene Straße eingebogen sind, begann der Alptraum. Erst kam der Regen wieder zurück und ebenso die Schlaglöcher. So viele Schlaglöcher das man sich fragt wie sie wohl den Teer zwischen die Löcher zum Halten bekommen haben.
Wir rumpeln weiter und dringen immer tiefer in den Nationalpark Hotovës-Dangelli ein. Von unbeschwertem Kurvenschwingen kann allerdings keine Rede sein. Sand und Geröll. Schlaglöcher und nasse Piste machen die Fahrt zu einem Vabanque-Spiel. Ein Fluss sprudelt in der Schlucht tief unter uns. Nadelwälder und Wiesen flankieren die Straße. Wäre bloß das Wetter besser und müsste nicht dauernd so gebannt auf die Straße schauen, so könnte man die grandiose Landschaft vielleicht besser genießen. Von Fernsicht ist sowieso keine Rede bei diesem von Regenwolken verhangenen Himmel.
Hinter Permet hat man den Asphalt ganz weggelassen. Eine ausgefahrene Piste schlängelt sich durch das Gebirge.








Als wir die SH4 erreichen, entschließen wir uns nicht nach Sarande ans Meer zu fahren. Das wäre für diesen Tag, bei diesen Straßenverhältnissen, noch viel zu weit und auf der Karte sind bis dahin keine Orte verzeichnet in denen man übernachten könnte. Wir fahren die SH4 in Richtung Norden, nach Fier, mit der gleichzeitigen Hoffnung, dass es nun besser wird.


 








Diese Hoffnung endet aber schon nach zwei Kilometern. Die Straße besteht aus Baustellen, die wahrscheinlich schon vor zehn Jahren nach der Entfernung des Asphalts aufgegeben wurden. Straßenränder sind großflächig abgerutscht. Man kann die ganzen Widernisse gar nicht alle aufschreiben die uns unter die Räder kommen. Nur soviel, es ist nicht ganz einfach ein 400kg -Trumm auf diesen Straßen zu bewegen. Dazu kommen die Busse und der Schwerlastverkehr, der sich im Schritttempo wankend und schlingernd die Straßen bergauf und bergab kämpfen. Wir können durch diese Kraterlandschaft nicht im Kriechtempo hinter diesen Kolossen herfahren. Bei dieser Geschwindigkeit zerren und ziehen die Lenkkräfte beim Durchfahren der Löcher und Spurrillen so enorm, dass man Gefahr läuft im Dreck zu landen. Also Tempo erhöhen, „Augen zu, Arschbacken zusammen“ und sich zwischen Felswand oder Abhang und LKW durchpressen. Wenn die Straße an manchen Stellen neu erstellt war, geben wir Gas um mit 100 km/h schnell mal ein paar Kilometer zu machen und wir sind froh die Arme etwas entlasten zu können. Man muss Vorsicht walten lassen. Die asphaltierte Straße geht manchmal urplötzlich ohne Ankündigung in Schotter über. Wenn man Pech hat, passiert das Ganze auch in einer Hochgeschwindigkeitskurve. Ich habe oft Mühe die Geschwindigkeit rechtzeitig auf das nötige Maß zu reduzieren.
Unser Hotel in Fier.


Müllentsorgung auf albanisch.
Wir erreichen Fier gegen 18 Uhr. Diese 85.000 Einwohner zählende Stadt liegt ca.100 km südlich von Tirana. Wir kommen in eine südländische quirlige Stadt mit entsprechend chaotischem Verkehr.
Wir finden ein nettes Hotel. Das Reklameschild an der Straße ist so groß, dass man es unmöglich übersehen kann. Wir stellen die Maschinen auf dem Hotelparkplatz ab. Mensch und Maschine waren fix und alle. Mit Hilfe des 14- jährigen Sohnes des Hoteliers, der englisch spricht, können wir einen annehmbaren Zimmerpreis aushandeln. Das Hotel ist neu, einfach, aber sauber eingerichtet. Das Badezimmer hat die Größe eines Luxusbades. Waschbecken, Dusche und Toilette sind in dem großen Bad weiträumig verteilt.
Das Restaurant des Hauses ist geschlossen. Wir lassen uns ein Restaurant in der Stadt empfehlen, wiederum durch den Sohn des Hauses. Er beschreibt es mit einer Comicfigur. Nach einem kleinen Spaziergang in der Stadt finden wir auch das italienische Restaurant im 1.Stock eines Hauses auf dem ein Dschinni thront. Die Speisekarte können wir nicht lesen. Aber wir bestellen einfach frei. Manfred und ich einen gemischten Salat und Hans bekommt ein Schnitzel. Danach wieder zum Hotel und erschöpft lasse ich mich inmitten der zum trocknen herum hängenden Klamotten ins Bett fallen.
Nach einer Weile fange ich an zu frieren. Ich sammle alles ein was zum Zudecken taugen kann. Dann kam ein ungutes Gurgeln aus der Darmgegend. Ich habe eine stressige Nacht zwischen frieren und erschöpfenden Toilettenbesuchen.
Heute 420 Kilometer.

Montag,  16. April 2012
Am Morgen gehe ich gerädert mit wankendem Schritt nach unten. Es regnet. Vor dem Hotel treffe ich Manfred, dem geht es genauso schlecht. Er hatte die gleiche „erschöpfende“ Nacht wie ich. Nach einer Weile kommt auch Hans, der ist putzmunter. Wir ordern das Frühstück, obwohl ich mir sicher bin, dass ich keinen Bissen herunter bekomme. Nach einigem hin und her, wir hatten Verständigungsschwierigkeiten denn der Sohn des Hauses war nicht da, er ist wahrscheinlich in der Schule, bekommen wir auch das bestellte. Manfred und ich können nichts essen, nur ein wenig trinken. Während wir auf das Frühstück warten, gehe ich gegenüber in eine „Pharmazia“ und erstehe dort, bei einem Apotheker der eher aussieht wie ein Dealer, ein Medikament gegen Diarrhoe. Das Medikament ordere ich in ausreichender Menge um es mit Manfred zu teilen. Ich staune nicht schlecht als er einem anderen Kunden, offiziell über die Theke, Anabolika verkauft.
Wir waren uns einig, das Kapitel Albanien, wegen dem schlechten Wetter und angeschlagener Gesundheit, hinter uns zu lassen.
Das Gepäck verladen und los geht es. Als ich meine Maschine abbocke sehe ich wie ein Bauarbeiter winkt. Ich lege seine Zeichen so aus, dass meine Maschine tief liegt. Ich nicke ihm freundlich zu und bin sogar ein bisschen Stolz auf meinen Gelände-Touren-Racer. Als ich mich in Bewegung setze, fühlt sich die Maschine schon sehr eigenartig an. Nachdem ich langsam den Berg herunter gerollt bin und auf die Hauptverkehrstraße einbiege, weiß ich, was der Bauarbeiter mit seinen Handbewegungen sagen wollte. Ich habe einen Plattfuß am Hinterrad. 
Was nun? Manfred hatte am Straßenrand jemand gesehen der eine Standluftpumpe ins Auto lud. Er geht zu ihm und fragt ob er diese Pumpe mal ausleihen könnte?

Wir haben einen Kompressor geliehen bekommen.
Man muss sich das vorstellen…..die ehemals staubige Hauptverkehrsstrasse war durch den Regen mit einer grauen schlammigen Schicht überzogen….drumherum stehen Schaulustige…. Manfred liegt auf der Straße, hält den Schlauch am Ventil und ich pumpe.
Hans hat in der Zwischenzeit bei anderen Autofahren herumgefragt und tatsächlich einen Kompressor organisiert.  An die Steckdose im Koffer angeschlossen geht das Befüllen des Reifen nun locker von der Hand und wir können bald die ungemütliche Stelle verlassen. Erst mal fahren wir die Straße lang und suchen eine Werkstatt, die Reifen repariert.
Nach ein paar 100 Metern kommen wir an einer Zweiradwerkstatt vorbei. Als wir die drei Goldwings vor dem Laden parken und ich dem Monteur deute dass ich etwas repariert haben will, winkte er vehement ab und deutet auf die kleinen 50er Mopeds die vor seinem Laden stehen. Er hat wohl ganz schön Schiss vor den großen Motorrädern.
Ein Stück weiter haben wir dann eine offene Lagerhalle gefunden. Dort will ich den Reifen halt selbst reparieren. Unter dem Dach ist es wenigstens trocken. Der Besitzer hat nichts dagegen, wenn wir dort den Reifen flicken.
Der Übeltäter heißt Spax.
Bei der Reparatur haben wir "fachkundiges" Publikum.
Bohren was das Zeug hält.

Hans befestigt seinen Scheibenwischer den er unterwegs verloren hat.


Der Grund für den Plattfuß ist schnell gefunden, eine Spaxschraube. Diese hab ich mir auf dem Hotelparkplatz eingefahren, denn gegenüber vom Hotel war eine Baustelle . Nun wird gemeinschaftlich gebohrt und gestopft mit dem genialen Reparatur-Set von Louis.
Nach einer Weile bin ich wieder fahrbereit mit 1bar CO2-Druck im Reifen. Wir dürfen uns sogar noch die Hände waschen gehen. Manfred verteilt noch ein paar Kugelschreiber, eh wir uns für die Gastfreundschaft bedanken und weiterfahren um eine Tankstelle zu suchen, an der ich meinen Reifen wieder mit ausreichend Druck versehen kann.
Wir kennen die Normalität in Albanien nicht, an Tankstellen gibt es keine Luft. Nach ein paar vergeblichen Versuchen, schickt man uns zu einem Autohändler, der hätte Luft.

Endlich Luft!
Tatsächlich der Händler hat Luft und war auch sofort hilfsbereit und befüllt meinen Reifen mit Luft. Ich sage ihm 2,8 -3 Bar wären ok.
Der Händler spricht ein wenig deutsch. Er treibt Autohandel mit Deutschland und war schon öfters im Raum Düsseldorf und Köln. Er läd uns noch zu einem Kaffee ein (auf Grund unseres Gesundheitszustands nehmen wir lieber Wasser) und erzählt, dass die Geschäfte mit Importautos zur Zeit schlecht gehen. Die Albaner kaufen, seit der Sprit ca. 2 Euro kostet, die großen Westautos nicht mehr.
Wir verabschieden uns, wollen endlich wieder on the road.
Der Straßenzustand ist mittelprächtig. Der Regen hat nachgelassen und es tröpfelt nur noch. Hans fährt vor. Er hat wenigstens die Hauptstraßen auf dem Navi, bei mir nur grauer Bildschirm. Wir kommen an Durres vorbei. Von hier wäre es auch möglich per Fähre nach Bari zu kommen. Verlockend bei dem Wetter, aber unser Routenplan lautet anders.
Wir überqueren die Grenze nach Montenegro. Die Grenzer entledigen sich ihrer Stempelwut in unseren Reisepässen. Wir wollen heute noch bis ans Meer kommen. Der Regen setzt wieder ein. Es kommen harte Kilometer durch die Berge. Die Straße ca. 2,50 – 3,00 m breit. Links steiler Fels, rechts Abgrund meist mehr als 100 m, nichts abgesichert und alles bei sehr schlechtem Asphalt. Ein Fahrfehler bedeutet garantiert den Absturz. Erschwerend kommen noch die Wolken dazu, die einem die Sicht auf nahezu null bringen.
Grandiose Kulisse.


Meinem Motorrad sieht man die Kilometer an.
Nach endlosen Kilometern, die mit Geschwindigkeiten von 30-35 km/h absolviert werden, haben wir glücklicherweise das Tal wieder erreicht.
An einer Kreuzung bietet uns ein Mann sein Hotel feil, oder das seines Schwagers in Budva. Da wir ja ans Meer wollen entscheiden wir uns für Budva. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir Budva, am Meer. Wir suchen das Hotel was uns feil geboten wurde, Hotel Fontana, denn es soll nur 50 Meter vom Meer entfernt liegen. Wir nehmen es, obwohl es nicht so toll war wie es auf dem Prospekt aussah. Aber ich will nur noch ins Bett. Manfred und ich sind fix und alle. Ich schlafe sofort für eine Stunde ein.
Der Wecker holt mich aus dem Schlaf. Nach einem leichten Abendmahl gehe ich wieder auf das Zimmer. Der Schüttelfrost ist wieder da. Die Heizung auf 30°C und ab ins Bett einkuscheln. Ich telefoniere noch mit Monika und erfahre, dass am morgigen Dienstag keine Fähre von Dubrovnik nach Bari geht, sondern erst am Mittwoch.
Heute 320 Kilometer.

Dienstag,  17. April 2012.
Heute wollen wir nach Dubrovnik, um zu sehen ob nicht doch eine Fähre geht. Es regnet wie aus Kübeln.
Nach einem spärlichen Frühstück, bestehend aus zwei Spiegeleiern, wird gepackt und los geht’s. Manfred und mir geht es immer noch sehr schlecht. Manfred hat im letzten Moment seinen Kulturbeutel wieder gefunden, den er schon gestern Abend verzweifelt gesucht hat. Er war schon in dem Glauben, dass er ihn im letzten Hotel liegen gelassen hat. Aber er hat den Kulturbeutel nur unter einen bodenlangen Vorhang
gekegelt.
Hotel Fontana in Budva.
Wir machen uns bei strömenden Regen auf den Weg nach Dubrovnik. An der nächsten Tankstelle machen wir halt um die Luft in meinem Hinterrad zu kontrollieren, denn die Reparatur des Reifens musste im Auge behalten werden. Bei der Prüfung traue ich meinen Augen nicht. Das Gerät zeigt mehr als 4 bar an. Ich schaue ungläubig auf das Manometer. Ob das wohl stimmt? Aber ich lasse den Druck auf 3bar ab, mit einem schlechten Gefühl.



Überflutete Fahrbahn am Flugplatz bei Tivat.






Unglaubliche Wassermassen kommen vom Himmel. An einem Flughafen bei Tivat war die Straße kniehoch überflutet. Nach einigen Bedenken machen wir uns auf den Weg durch die Fluten. Das Wasser wird rastenhoch durchpflügt, immer darauf achtend, dass einem nicht ein entgegen kommender mit seiner Flutwelle erwischt.
Das Fährtiket ist schon aufgelöst.

Die Sicht ist durch Starkregen sehr eingeschränkt.
Bei Lepetane setzen wir mit einer kleinen Fähre über. Dort treffen wir zwei Radfahrer aus Deutschland die Albanien mit ihren Drahteseln erkundet haben…mit Zelt, Respekt! Aber sie haben auch die Schnauze voll von dem Wetter und wollen in Dubrovnik ein Hotel nehmen.
Nach drei Stunden erreichen wir Dubrovnik. Die Fähre legt tatsächlich erst am Mittwoch ab.
Lepante


Hotel Lapad, Dubrovnik.

Hotel Lapad bei Nacht

Hafen bei Nacht

Hotel Lepad bei Tag

Dobrovnik

Hafen Dobrovnik bei Tag
Da wir pladdernass waren, die Goretex-Kleidung hat ihren Dienst schon lange aufgegeben und ist komplett durchgeweicht, wir außerdem dringend Erholung brauchen, wollen wir uns etwas gönnen. Ich halte an dem 4****Hotel „Lapad“ direkt am Hafen in Dubrovnik. Für den Sonderpreis von 58 Euro bekommen wir herrliche Zimmer, Luxus pur. Erst mal ausziehen und alles zum trocknen im Zimmer verteilen. Es ist 14 Uhr, viel Zeit zum Entspannen und Erholen. Zeit um den Bericht für die letzten 3 Tage zu schreiben. Heute nur 100 Kilometer. Morgen geht die Fähre erst um 22 Uhr. Vielleicht regnet es morgen nicht und wir können uns noch etwas die Stadt ansehen. Am Abend noch eine kleine Runde durch das Hafengebiet laufen um eine Pizzeria zu finden. Nachdem serviert wurde und eine ¼ Pizza später, stelle ich fest, dass die Idee mit der Pizza doch nicht so gut ist, mein Magen und Darm rebelliert.

Mittwoch, 18. April 2012
Der Tag in Dubrovnik. Die Sonne scheint in der Intensität das erste Mal auf unserer Tour. Wir genießen unser Frühstück in unserer Luxusherberge „Hotel Lapad“ ein Hotel im venezianischen Stil erbaut.
Luft prüfen.
Wir haben den ganzen Tag Zeit. Als erstes fahren wir zum Büro der Fährgesellschaft „Jarolinaline“ um unsere Tickets zu holen. Als das erledigt ist, will ich zu einer Tankstelle um den Luftdruck zu kontrollieren. An der Tankstelle nehme ich den Luftprüfer und kontrolliere den Druck im Hinterreifen, immer noch 3,4 bar. Mein albanischer Autohändler hatte es sehr gut mit mir gemeint und mehr als 4 bar auf den Reifen gegeben. Ein Wunder, dass der Reparaturstopfen nicht rausgeflogen ist.
An der Tanke treffen wir auch die zwei Radfahrer vom Vortag wieder. Sie haben die Schnauze voll, freuen sich zwar über den herrlichen Sonnenschein am heutigen Tag, aber morgen soll es wieder regnen. Sie wollen lieber abbrechen und mit einem Flugzeug die Heimreise antreten.
Wir fahren noch in eine Waschbox am Flughafen um unsere Goldwing dem Sonnenschein entsprechend wieder etwas Glanz zu verleihen.




 
Danach mit den nun wieder strahlenden Maschinen fahren wir eine Runde durch Dubrovnik. Wir machen halt an der Pizzeria in der wir am Abend gegessen haben. Auf dem Dachgarten des Restaurants genießen wir den Ausblick und schauen dem Treiben im Hafen zu und geben die Hoffnung nicht auf, dass es uns gesundheitlich bald etwas besser gehen wird.





Am Nachmittag drehen wir noch eine schnelle Runde auf perfekten Straßen und bei Sonnenschein durch das Umland. An einer kleinen Bar am Meer nehmen wir einen Cappuccino und ich schließe Freundschaft mit einem Hund der mich unbedingt bespringen will.

















Wir sind gegen 20 Uhr am Fähranleger und warten auf das Einschiffen. Durch den Zoll nun auf das Schiff. Das Verzurren übernimmt das Ladepersonal. Rauf auf das Deck und die Ausfahrt beobachten. Vorbei an der Aida „Aura“, die am späten Nachmittag in Dubrovnik angelegt hat.
Als das Schiffsrestaurant geöffnet hat nehmen wir unser Abendessen ein. Da draußen wegen Dunkelheit nicht viel zu sehen ist, begeben wir uns in den Ruheraum. Jeder versucht im Sessel eine bequeme Stellung zu finden um etwas Schlaf zu bekommen.








Donnerstag, 19. April 2012
Der Morgen bricht an, die ersten Lichtstrahlen dringen in den Raum, es ist ca. 6 Uhr. Ich schäle mich aus dem Liegesessel. Wenig geschlafen, ich fühle mich gerädert. Es war schon sehr unbequem so zu schlafen. Ich gehe an Deck um etwas frische Luft zu schnappen, vielleicht hilft das. Es ist windig und wolkig. Nach einem Deckrundgang mache ich kleine Katzenwäsche auf der Toilette. Mein Darmproblem begleitet mich noch weiter.
Nach dem Frühstück wieder an Deck um ein paar Fotos zu machen, Land ist in Sicht. Vorne am Bug weht nicht nur ein Wind, was da einem entgegenweht ist schon ein ausgewachsener Sturm. Irgendwie kommen Gedanken an eine Filmszene aus dem Film „Titanic“ hoch, als das Pärchen vorne am Bug im Wind steht und glaubt fliegen zu können.



Ankunft in Bari (Italien).



Nach dem Anlegen in Bari gehen wir zu den Motorrädern. Das Gate geht auf und wir fahren nach draußen auf das Hafengelände, es fängt an zu regnen.
Mir tut mein Kiefer weh, ich glaube ich habe heute morgen an Bord Zug gekriegt….. das auch noch.
Am Hafen noch schnell den Tank voll gemacht, schon wieder so schweineteuer. Hinter Bari geht es durch eine von Ackerbau geprägte Ebene nach Campobasso. Im Hintergrund sieht man schon die Berge der Abruzzen. In Campobasso angekommen ist meine Stimmung auf dem Tiefpunkt angelangt. Müde, Unwohlsein im Darm, Kieferschmerzen und jetzt auch wieder Rückenschmerzen und es regnet. Wir nehmen die schönen Gebirgslandschaften der Abruzzen nicht so war, wie es von mir gewünscht war.


Die Abruzzen.




Regenklamotten wieder ausziehen.
Wir schwingen auf den Goldwings immer weiter über Gebirgshöhen und tiefen Tälern. Wir kommen an Salmone und Rieti vorbei. Dann die Schwierigkeit den nächsten Punkt ins Navi einzugeben. Wie soll man L´ Aquilla ins Navi eingeben? Nach einigem Suchen in der Städteliste im Navi werde ich fündig. Die Pause bringt die persönliche Stimmung nicht höher. Wir schaffen es heute bis nach Terni. Terni liegt in einer Ebene am Fluss Nera, 100 km nordöstlich von Rom, 40 km nordwestlich von Rieti.
Ab dem frühen Nachmittag hat es glücklicherweise nicht mehr geregnet und unsere Klamotten sind bis auf die Handschuhe einigermaßen trocken.
Die Hotelsuche gestaltet sich spannend. Alle auf dem Navi gelisteten Hotels gibt es nicht mehr oder sind in einem katastrophalen Zustand. Aber nach einigem Suchen haben wir Glück. Das „Hotel de Paris“ kreuzt unseren Weg. Wir buchen Zimmer und bekommen sogar einen Garagenplatz. Das Hotel entspricht nicht mehr ganz seinem klangvollen Namen. Es hat schon bessere Jahre gesehen und die liegen schon weit zurück, aber es strahlt einen nostalgischen Charme aus. Abends wollen wir noch ins Zentrum. Der Empfangschef erklärt uns den Weg anhand einer Karte die auf einem Platzdeckchen aus Papier aufgedruckt ist. Ich stecke die „Karte“ vorsorglich ein. In der Altstadt ist es schwierig ein Lokal zu finden, es gibt entweder Schnellpizzerien oder McDonald. Es sind viele Leute unterwegs, die in der riesigen Fußgängerzone ihren Abendbummel machen. In einer kleinen Seitenstraße entdecken wir ein Restaurant, wir rein. Als wir rein kommen und förmlich empfangen werden, gibt man uns keine Speisekarte sondern liest sie uns vor und erklärt uns die Gerichte nebst den verwendeten Gewürzen. Ich komme mir vor wie bei Johann Lafer auf der Stromburg. Das Essen kommt und es war so lala. Resümee:  Pseudo-Nobelschuppen.
Als wir aus dem Lokal gehen regnet es in strömen, keine Ahnung wo wir sind und in welche Richtung es zum Hotel geht. Glücklicherweise habe ich ja die "Karte" eingesteckt. Aber ohne Straßennamen an den Häusern oder auf Schildern nützt sie auch nichts. Leider sind durch den Regen auch kaum noch Leute auf der Straße. Als wir endlich jemand finden schickt er uns genau in die verkehrte Richtung.
Nach einigen Irrläufen haben wir das Hotel doch noch gefunden. Als wir ins Hotel kommen sind wir bis auf die Haut durchnässt.
An diesem Abend ist die Entscheidung gefallen, Manfred und ich wollen auf dem direkten Weg nach Hause.
Heute 540 Kilometer.

Freitag, 20. April 2012
Der Morgen hat was, es tröpfelt nur. Auf geht´s durch Umbrien. Die Landschaft hat schon einen toskanischen Einschlag. Perugia und Cesena liegen auf unserem Weg. Am Himmel droht uns wieder Ungemach. Pechschwarze Wolken in Richtung Bologna.







Man sorgt mal wieder für gute Sicht.
Umbrien


Wieder mal ein Cappucino.

Kurzfristig entschließen wir uns auf die Autobahn zu wechseln. Bei Bologna erwischt es uns auch wieder, es kübelt mal wieder. Vor Modena fahren wir eine Rasstätte an um zu tanken, Aus den Handschuhen tropft das Wasser. Wir gehen in eine angeschlossene Cafeteria um vielleicht das Ende des Schauers abzuwarten. Unter dem Tisch an dem wir Platz nehmen sammelt sich eine ansehnliche Pfütze. Die Bedienung kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nach dem Regen telefoniert Hans noch mit der Schweiz um zu erfahren wie dort das Wetter ist. In der Schweiz ist das Wetter auch nicht besser und Hans entscheidet sich mit uns nach Hause zu fahren. Wir bleiben auf der Autobahn bis Bozen.

Hurra, Südtirol wir sind da.

Eingeparkt für die letzte Nacht.

Die Berge und Landschaften in Südtirol sind wie immer ein Traum. Über Meran fahren wir bis Partschins und nehmen ein schickes Hotel am Straßenrand. Hier wird also unser letzter gemeinsamer Abend stattfinden, denn wir sind uns sicher, dass wir Morgen die restlichen Kilometer bis zur jeweiligen Heimstadt schaffen.
Nach einem leckeren Essen, Bier, Obstler, Willi und nicht zu vergessen einigen „Charly´s“ gehen wir zu Bett.
Heute 650 Kilometer.


Samstag, 21. April 2012
Am Morgen blinzelt die Sonne durch Fenster. Ich stehe auf und sehe hinaus. Da kann man nur „boah!“ sagen. Was gestern alles wolkenverhangen und sichtbehindert durch Regen verborgen geblieben war, zeigt sich nun in seiner vollen Pracht. Die aufgehende Sonne strahlt auf die noch schneebedeckten Berge.



Ein unglaublich schönes Panorama breitet sich vor meinen Augen aus. Ich war zwar schon oft in Südtirol und auch speziell hier im Vinschgauer Tal, aber ich weiß schon jetzt, dass ich hier wieder hin muss.

Nach dem Frühstück an dem ich meine heiß erwarteten „Vinschgerl“ nicht bekommen habe, verstaue ich das Gepäck zum letzten Mal auf meine Honda Goldwing GL1800. Dieses Motorrad schätze ich immer mehr. Unglaubliche Strapazen hat diese Maschine klaglos überstanden. Die letzten 800 Kilometer sind ja fast nur noch ein Spaziergang für die Maschine.






Ich schwinge mich in den Sattel und wir fahren durch das Vinschgauer Tal, durch die herrliche Bergwelt, bei schönem Wetter und grandioser Fernsicht. Am Reschensee bei der ehemaligen Ortschaft Graun machen wir halt um den markanten Punkt in Augenschein zu nehmen. Der Kirchturm der Gemeinde Graun steht als Mahnmal im Wasser. Er ist das einzige Gebäude was vom Ort übrig blieb als man den Stausee geflutet hat. Lange bleiben wir nicht. Es ist lausig kalt. Die Temperatur pendelt so um den Gefrierpunkt.



Graun am Reschensee

Graun
Weiter geht es nach Österreich, der Fernpass ist nicht mehr weit. Es kommt wie es kommen muss. Am Fernpass kurz vor dem „Zugspitzblick“ erreicht uns ein kleiner aber wirklich nur kurzer Regenschauer.
Am „Zugspitzblick“ machen wir halt um die gute Sicht auszunutzen. Die Zugspitze habe ich von diesem Punkt noch nie so klar gesehen wie heute. Bei der Abfahrt bin ich auf einmal von einer Gruppe Chinesinnen umringt die unbedingt Fotos mit mir und meiner Maschine machen wollen. Lächelnd entspreche ich ihren Wünschen.
Wir genießen noch einige Kilometer die Bergwelt.


Fernpass. Im Hintergrund die Zugspitze.







Der Blindsee.

 Über Landeck, durch den Leermoostunnel erreichen wir Deutschland und die Autobahn bei Füssen. Nun hat uns die Heimat wieder und der strahlende Sonnenschein ist auch passe´. Wir fahren die A7 bis wir uns am Biebelrieder-Dreieck trennen. Den Rest auf der A3 fahre ich allein und damit ich keine Entzugserscheinung bekomme, hat der Himmel ein Einsehen und bedenkt mich ab und zu mit einem kräftigen Regenschauer.

Am späten Nachmittag nach 850 Kilometern mache ich den Motor meiner Honda Goldwing GL1800 vor meiner Garage aus. Wieder ist eine Tour zu Ende. Schön und schrecklich war sie, die „Tour der Leiden“.